WOZ News

Nr. 15 –

Unausgefüllte

Selbst wenn eine journalistische Aufgabe nur darin besteht, Nachrichten wiederzugeben, mischt sich das Unterbewusste ein. So schrieb am vergangenen Freitag der «Blick am Abend» zur neusten – ablehnenden – päpstlichen Stellungnahme zum Thema «Homo-Ehe und ‹Genderismus›»: «Papst Franziskus (79) veröffentlicht heute in Rom das neue Leerschreiben ‹Amoris Laetitia› (‹Die Freude der Liebe›).» Zu Recht kommt dem Journalisten derartige päpstliche Liebe hohl vor, und elegant drückt er aus, dass dabei keine Freude aufkommt.
Jürg Fischer

Versandte

Mit einem ähnlichen Vorgang haben wir es zu tun, wenn der «Tages-Anzeiger» zu den Kandidaturen für das Zürcher SVP-Präsidium meldet: «SVP mit Zweierpack: Jurist gegen Bauer». Tatsächlich ist «Pack» das kürzeste Wort für ein solches Päckli oder Ticket. Ob es gänzlich wertfrei ist, liegt im Auge der LeserInnen.
Jürg Fischer

Verfassungsbrüchige

«Der Sender Fox News hat Barack Obama zu den Höhepunkten und den Tiefschlägen während seiner drei Amtszeiten befragt», meldete die «Berner Zeitung». Nun, aus unserer Sicht wäre die gesamte dritte Amtszeit der Höhepunkt. Besser als manche Alternative allemal.
Jürg Fischer

Analytische

Angesichts aktueller Ereignisse kam die NZZ zu erstaunlichen Erkenntnissen: «Wie die Ermittlungen zu den Anschlägen von Paris und Brüssel zeigen, verfügen die Terroristen über ein Netz von Sympathisanten. Es gibt aber auch Muslime, die der Polizei helfen.» Bei Letzteren soll es sich um eine bis anhin völlig unbekannte humanoide Daseinsform handeln.
Karin Hoffsten

Freizeitliche

«Investoren (…) bauen rings um Sarajewo riesige Ferienressorts – und Einheimische hoffen auf goldene Zeiten», berichtete die «taz». Seither hofft männiglich in unserem Grossraumbüro, dass neben dem Ausland-, Inland- und Kulturressort endlich auch ein gemütliches Ferienressort eingebaut wird.
Karin Hoffsten

Knausrige

Der zurückgetretene Ministerpräsident Islands gehört zwar der Fortschrittspartei an, doch bis ins Private reicht der Fortschritt offenbar nicht. So wusste der «Tages-Anzeiger»: «Acht Monate später übertrug er seine Hälfte der Firma seiner Partnerin, die er im Jahr darauf heiratete, laut den Panama Papers für einen symbolischen US-Dollar.» Sogar Mani Matters Sidi Abdel Assar bot 150 Schafe für ein schönes Weib.
Karin Hoffsten

Unterschwellige

Schweizer Namensgebungen schaffen öfter assoziative Zwänge. So sehen wir hinter «Swissmint» keine Münzen, sondern ein Pfefferminzzältli, und «Swissmem» macht die vereinigte Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie zur Memme. Am verwirrendsten gebärden sich jedoch unsere Luftverteidigungssysteme Bodluv und Luvluv. «Luv» bedeutet laut Internet in englischem Slang «a pussy way of saying love, for those who want to say that they are in love but are incapable of it», also sinngemäss eine verdruckste Art, Liebe zu äussern, für Verliebte, die sichs nicht zu sagen trauen. Irgendwie wird uns die Armee langsam unheimlich.
Karin Hoffsten

woznews@woz.ch