Diesseits von Gut und Böse: Der Mensch und sein Tier
Bald sind Sommerferien. Eine Menge Leute werden verreisen, und ein nicht unbeträchtlicher Teil von ihnen wird unterwegs noch schnell das Haustier aussetzen: Katzen, Kaninchen und sonstiges Kleingetier auf der Strasse oder im Wald, den armen Hund – scheinbar fürsorglich – irgendwo angebunden neben einem Töpfchen Wasser. Bei solchen Leuten möchte ich nicht Kind sein.
Aber ein Tier kann natürlich nerven. So meinte eine junge Mutter aus Dänemark kürzlich auf Facebook, sie weigere sich, mit dem Meersäuli wegen Augenproblemen für 1050 Kronen (etwa 150 Franken) zum Arzt zu gehen, dafür bekäme sie ja zehn neue Meersäuli mit Scharfblick. Ihre FreundInnen lieferten diverse Lösungsvorschläge, wenn auch nicht unbedingt im Sinn des Meerschweinchens («marsvin»): die Katze ausleihen, denn die möge Meersäuli sehr gern; es nach erlesenem Rezept im Ofen braten («ovnstegning») etc. Von den friedfertigen DänInnen hatte ich das nicht erwartet.
Einen Hang zu Zynismen unterstellte ich bis anhin eher dem Schriftsteller Houellebecq. Doch der wartet zurzeit in Paris mit einer Ausstellung auf, in der ein ganzer Raum der Liebe zu seinem verstorbenen Corgi Clément gewidmet ist; Corgis sind diese kurzbeinigen Lieblingshunde der Queen.
In den Ferien fahre ich übrigens nach Dänemark. «Marsvin à la ovnstegning» kommt mir nicht auf den Teller.