Diesseits von Gut und Böse: Brot und Zombies

Nr. 31 –

Nicht dass die Welt «Pokémon Go» brauchen würde – aber darauf gewartet hat sie offenbar sehnlicher als jedeR Apple-JüngerIn auf das neuste iPhone. Nun also noch mehr Zombies, die mit starrem Blick auf ihr Smartphone in mich reinlaufen, ein verdruckstes «Tschuldigung» murmeln und, ohne den Blick zu heben, auf ihrer fremdbestimmten Route davonziehen. Oder besser noch: davonradeln, denn neuerdings unterbrechen die Menschen diesen Zustand auch nicht mehr fürs Velofahren. So ist es lediglich eine Frage der Zeit, bis «Pokémon-Crash» zur eigenen Kategorie in der Unfallstatistik wird.

Die «faszinierende Vermischung von realer und virtueller Welt» darf sich anscheinend nicht einmal jene Altersgruppe entgehen lassen, die noch eine gesunde Distanz zum Smartphone haben könnte: Ein Trupp von PensionärInnen liess sich jüngst an einem Workshop in Rapperswil über die aktuellste Zeitverschwendung instruieren – um hinterher endlich auch mitreden zu können.

Derweil gibt es Berichte über erste Pokémon-Leidtragende: In England und den USA bekommen Neugeborene vermehrt die Namen Onix, Starmie oder Eevee verpasst. Garantiert beglückt uns eines dieser Kinder irgendwann einmal mit dem Johnny-Cash-Cover: «And if I ever have a son, I think I’m gonna name him Bill or George! Anything but Starmie!»