Diesseits von Gut und Böse: EventmanagerInnen Gottes

Nr. 2 –

«Konzerte und Gipfeli, Sex-Toys oder Navigations-Apps», alles werde heutzutage bewertet, heisst es auf zentralplus.ch; drum schickt das «News- und Community-Portal» jetzt einen Gottesdiensttester durch die Innerschweiz. Der Kritiker ist selbst vom Fach und vergibt Punkte für «Kirchenraum, Ausstrahlung der Priester, Feierlichkeit, Predigt, Musik und Integrationsfaktor».

Obwohl ich nicht zum angepeilten Kundensegment gehöre, tut mir das getestete Personal leid. Das ist nämlich sowieso schon Burn-out-gefährdet – nicht wegen der Gottesdienste, wie srf.ch meldete, sondern vom vielen «Taufen, Trauen, Trostspenden». Da haben die PfarrerInnen schon ihre liebe Mühe, an normalen Sonntagen überhaupt noch jemanden aus dem Bett zu locken, und prompt will auch noch einer beurteilen, ob sie es denn auch spannend genug machen. Und für manches können sie schliesslich wirklich nichts.

So gefiel dem Kritiker in Willisau zwar die Predigt, «die bauchig-breite Barockkirche schafft aber insgesamt wenig Geborgenheit». In Meggen fehlte es ihm «an Zauberhaftem, an Stimmungsvollem, an Gefühligem, das Weihnachten so ausmacht». Und bei den Reformierten in Cham fiel ihm auf, dass es der jungen Pfarrerin zwar «nicht ganz wohl» gewesen sei, sie selbst aber «eine gut aussehende Frau» sei, die man sich «auch als Bankangestellte oder als Stewardess» vorstellen könne. Tja.