Diesseits von Gut und Böse: Von Kindern und Pferden

Nr. 6 –

«Draufhauen tut weh», konstatierte die NZZ nicht ganz überraschend: Fünf Peitschenhiebe darf ein Jockey seinem Pferd bei Galopprennen geben, für jeden weiteren Schlag muss er eine Geldstrafe zahlen.

Kurz nachdem ich das gelesen hatte, veröffentlichte die Kinderschutzgruppe Zürich ihre Jahresstatistik. Laut «NZZ am Sonntag» stieg die Anzahl erwiesener Kindsmisshandlungen an, und im «Tagblatt der Stadt Zürich» sagte der zuständige Kinderarzt: «Die schwerste Form von Misshandlung sehen wir an Kindern unter 18 Monaten.» Wobei der Arzt natürlich weiss, dass Gewalt häufig die Folge elterlicher Überforderung ist; umso mehr will ihm nicht in den Kopf, warum sich Eltern nicht früher Hilfe holen.

Nun soll hier nicht der Eindruck entstehen, ich plädierte dafür, sein Kind wenigstens so gut zu behandeln wie sein Rennpferd: Fünfmal Hauen bleibt straffrei, ab dann kostet es. Doch vielleicht wäre manchem Kind damit sogar gedient, weils den Eltern auf Dauer zu teuer wird. Deren Hoffnung, mit Gewalt könne man ein Kind zum Guten zwingen, ist ja ähnlich unsinnig wie der Einsatz von Folter zwecks Wahrheitsfindung.

Zum Peitscheneinsatz sagte übrigens ein Jockey 2013 dem «Spiegel»: «Das ist wie ein Klaps mit der Hand auf den Popo des Pferdes. Das tut ihm nicht weh, es bekommt davon keine Striemen.» Und so, sagen viele, ist das bei Kindern eben auch.