Agenda

Nr. 7 –

Jazz in der Werkstatt

Am Anfang war eine Reise nach Wien. Dort fand sich vor zehn Jahren eine musikalische Gesandtschaft aus Bern und Lausanne ein, um sich für die örtliche Jazzwerkstatt mit der Wiener Szene zu verbünden – und die Schweizer Gäste waren so begeistert von dem Festival, dass die Idee im Jahr darauf kurzerhand auch in Bern installiert wurde. 2015 gab es dafür den Kulturpreis des Kantons Bern, mit Werkstatt Records gibt es auch schon ein hauseigenes Label, und weil man den Gedanken des offenen Kollektivs weiterhin ernst nimmt, wird jetzt zur Feier der zehnten Ausgabe auch nicht einfach das Beste aus früheren Jahren wiedergekäut. Schliesslich ist die Jazzwerkstatt, wie einer der drei Gründer, der Saxofonist Benedikt Reising, im Programmheft zum Jubiläum schreibt, «ein bunt blubberndes Labor für Musik, die sich kein Schild vor die Stirn nageln will».

Ganz unvernagelt wird so der Trompeter Niklaus Hürny in «Hören Sie Stimmen?» einen Comic des in der WOZ bestens bekannten Zeichners Andy Fischli vertonen. Mit Kompost 3 und dem Trio Interzone sind auch wieder Gäste aus Österreich dabei, dazu holt der Berner Rapper Baze seine Berliner Kollegen Retrogott und Edeka Raumerstrasse sowie die Südafrikanerin Burni Aman auf die Bühne. Erstmals in der Schweiz gastieren die Saxofonistinnen Cath Roberts und Dee Byrne mit ihrem Londoner Kollektiv Lume. Worum geht es also? Nochmals Reising: «Den alten und ehrwürdigen Sack namens Jazz schütteln und klopfen und gucken, was da noch alles rausfällt.»

10. Jazzwerkstatt in: Bern Progr, Turnhalle, Mi–So, 22.–26. Februar 2017. Genaues Programm: www.jazzwerkstatt.ch.

Florian Keller

Salven aus Südafrika

Wer wissen will, wie Musik der Zukunft ohne retromanische Formelhaftigkeit klingen und funktionieren kann, der sollte einen Blick nach Südafrika werfen. Dort formieren sich einige junge MusikerInnen und ProduzentInnen aus Durban, Johannesburg und Cape Town, um gemeinsam die Reste kolonialer Mentalität zu zerstören. Ein Teil dieser Truppe ist nun am Freitag, 17. Februar, im Rahmen des Antigel-Festivals in Genf zu sehen. DJ Lag beispielsweise, der wichtigste Vertreter des aus den Townships von Durban stammenden Musikstils Gqoms: In seinen Clubtracks mischen sich über donnernden Bassdrums die harschen Samples von Hundegebell, zersplitterndem Glas oder Maschinengewehrsalven. Dann ist da Manthe Ribane aus Soweto, die über den Beats von Okzharp mit ihrem Pantsula-Tanz die Geister der Apartheid zertritt. Und mit BCUC ist auch eine Percussion-/Gesang-Truppe dabei, die furchtlos in die eigene Zukunft schaut – all eyes forward!

«Africa What’s Up» in: Genf Antigel-Festival, Grand-Central Pont Rouge, Fr, 17. Februar 2017, 22 Uhr. www.antigel.ch

Georg Gatsas

Sünden fürs bessere Leben

Du sitzt im Kino, aber die Leinwand bleibt dunkel. Was ist denn hier los, ist der Projektor kaputt, hat der Operateur verpennt? Nichts davon, im Kino Rex gastiert wieder das Hörfestival SonOhr. Im Wettbewerb sind neunzehn Hörspiele, Collagen und Reportagen in drei Landessprachen und auf Englisch zu hören – darunter ein Bericht über ein Kuhmodel namens Frivole, eine Spurensuche über die Zukunft der Alpen zwischen Überalterung und Renaturierung und ein Streifzug zwischen Bibel und Youtube, der aus den sieben Todsünden eine Anleitung zu einem besseren Leben destilliert. Mit «Flashstory» gibts neuerdings auch einen Wettbewerb für die Kurzform: zwölf Beiträge von maximal drei Minuten, von einer Posse um illegale Kerzen auf einem historischen Brunnen bis zu den Angstbildern, die das Nachrichtendienstgesetz auslöst.

SonOhr Festival in: Bern Kino Rex, Fr–So, 17.–19. Februar 2017. www.sonohr.ch

Florian Keller