WOZNews

Nr. 12 –

Historische

«Vor 263 Jahren findet das letzte Formel-1-Rennen der Schweiz statt.» Diese Meldung im Archiv der NZZ erschien leider nur online, dabei handelt es sich doch um eine kleine Sensation. Wichtiges wurde offenbar schon Jahrzehnte vor der eigentlichen Zeitungsgründung mit grosser Sorgfalt archiviert.
Karin Hoffsten

Gefährliche

Über einem Kommentar mit dem Titel «Sprache ist auch eine Waffe» formulierte der «Tages-Anzeiger» im Lead: «Der ‹Blick› kontert Erdogan den Missmutigen mit einem türkischen Text.» In diesem Fall wagen wir die Metapher, dass diese Waffe ohne Komma ähnlich effizient ist wie eine Knarre ohne Kugel.
Karin Hoffsten

Deklinierte

«Körperliche Aktivität ist die beste Medizin, um eine Vielzahl Krankheiten vorzubeugen oder zu lindern», hiess es in der «SonntagsZeitung», doch Vorbeugen und Lindern haben nun mal grammatikalisch unterschiedliche Bedürfnisse. Wenn Sie zum Beispiel einen Schnupfen vorbeugen, krümmt er sich zwar, lässt sich aber noch lange nicht verhindern. Und davor, ihm zu lindern, raten wir mit aller Entschiedenheit ab.
Karin Hoffsten

Kopfballstarke

Sportstatistik ist manchmal so komplex, dass sie sich nicht grafisch darstellen, sondern nur in Worten beschreiben lässt: «Insgesamt gab es zwischen den beiden Klubs, die gemeinsam 16 Mal die Champions League respektive den Meistercup gewonnen haben, elf K.-o.-Duelle. Beide setzten sich je fünfmal durch. Die Gesamtbilanz gegen Real Madrid ist für Bayern positiv: In bislang 22 Europacup-Spielen gingen die Münchner elfmal als Sieger hervor, die Madrilenen neunmal.» Übrig bleibt im «Bund» ein noch nicht zugeordneter K.-o.-Sieg; wir übernehmen ihn.
Jürg Fischer

Fussballmächtige

Wesentlich einfacher ist der Sachverhalt in der folgenden, vom «Tages-Anzeiger» rapportierten Partie: «Am 1 : 0 des HSV war Gladbachs Schweizer Nico Helvedi nicht unschuldig.» Hier waren wahrhaft Schweizermacher am Werk. Der Mann heisst sonst nämlich nur Elvedi.
Jürg Fischer

Technische

Schon wieder beendete einer der ganz Grossen sein irdisches Wirken, und auch in der NZZ beschrieb ein Autor, was er – trotz sprachlicher Einschränkungen – einst bei Chuck Berrys «Rock and Roll Music» erlebte: «Aber das wenige, das ich verstand, elektrifizierte mich.» Das körpereigene Leitungsnetz soll bis heute kurzschlussfrei funktionieren.
Karin Hoffsten

Perspektivische

Trotz seiner neunzig Jahre ist wohl niemand je auf die Idee gekommen, den verstorbenen Musiker als «altes Eisen» zu bezeichnen, doch überraschend erhielt jetzt in der NZZ-«Stil»-Beilage der Däne Mads Mikkelsen das Attribut «Schauspiel-Alteisen». Die Autorin muss ausserordentlich jung sein; Kinder finden ja alles über fünfzehn alt.
Karin Hoffsten

Imperative

«Nehm nicht alles so ernst», empfahl uns kürzlich wieder mal jemand im «Tages-Anzeiger». Das ist natürlich sehr nett, tut aber weh. Drum sind wir ausnahmsweise richtig bockig und rufen: Nimm das sofort zurück!
Karin Hoffsten

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