Medien: Titanen auf dem Spielplatz Schweiz

Nr. 22 –

John Malone, Rupert Murdoch und Jeff Bezos kämpfen global um die mediale Vormacht. Die Anzeichen verdichten sich, dass sie ihren Kampf auch in der Schweiz austragen. Die laufende Mediendebatte blendet diese Entwicklung aus.

Der Medienmachtkampf zwischen John Malone und Rupert Murdoch ist in der Schweiz angekommen. Malones Kabelfernsehkonzern Liberty Global hat 2005 UPC Cablecom übernommen, das Unternehmen heisst jetzt UPC. Es betreibt das grösste private Kabelnetz der Schweiz, liegt aber bei den Fernsehanschlüssen hinter dem Intimfeind Swisscom (mit Teleclub). UPC hat vor einem Jahr den neuen Kanal My Sports angekündigt und wird demnächst für seine KabelabonnentInnen damit starten.

Rupert Murdoch, Besitzer des weltweit agierenden Medienunternehmens News Corporation, betreibt seit 2011 in der Schweiz als Geschäftszweig seines Verlags Dow Jones ohne grosses Aufsehen einen Wirtschaftsnachrichtendienst. Nun hat er sich weiter in die Medienschweiz eingekauft.

John Malone ist nicht nur der grösste private Landeigentümer in den USA, sondern besitzt mit seinem Konzern Liberty Global auch das grösste Fernseh- und Kabelunternehmen der Welt. Zudem sitzt er im Board of Directors von Discovery Communications, dem wohl grössten Produzenten von Dokumentarfilmen und Betreiber zahlreicher Spartenkanäle. In Europa reicht das Sendegebiet von Discovery mittlerweile von Skandinavien bis nach Spanien und Rumänien.

Discovery Communications, das mit Bildungsformaten und Dokumentationen gross geworden ist, setzt zunehmend auch auf Sport. Malone hat 2016 für gut 1,4 Milliarden US-Dollar die europäischen Fernsehrechte für die Olympischen Spiele bis 2024 erworben und für rund 8 Milliarden Dollar die Formel 1 gekauft. Zurzeit bemüht er sich – in Konkurrenz zu Rupert Murdoch – um mehr Rechte an der deutschen Bundesliga. Malones Unternehmen atmeten im Rhythmus der Quartalszahlen, heisst es. In Kaufverhandlungen sei er gnadenlos.

Sein Machtkampf mit Murdoch begann vor über zehn Jahren.

Rupert Murdoch ist der Mann aus Australien, der mit Medien Politik macht. Mit seinem Nachrichtenkanal Fox News unterstützt er Donald Trump konsequent, auch wenn ihm das, zusammen mit einer Reihe von Sexskandalen bei Fox, Verluste bei den Einschaltquoten und beim Unternehmenswert einbringt. In Britannien flog 2011 der Abhörskandal bei seinem Boulevardblatt «The News of the World» auf. Das Blatt hatte Prominente aus Politik und Showbusiness und Familien von Entführungsopfern abgehört. Das Blatt wurde eingestellt, und weil ihn die britische Aufsichtsbehörde wegen des Skandals für nicht vertrauenswürdig erklärte, platzte sein Versuch, das Bezahlfernsehen Sky ganz zu übernehmen. Jetzt versucht er es unter Theresa May aufs Neue; den Vorvertrag hat er bereits erhalten. Die AktionärInnen werden entscheiden, ob sie Sky ganz an Murdochs 21st Century Fox übergeben wollen. Dort hat mittlerweile Rupert Murdochs Sohn James Murdoch die Leitung übernommen.

In Europa hat John Malone den Rivalen offenbar mit seinen Aktivitäten aufgeschreckt. Und die Schweiz ist eine europäische Schaltstelle für Liberty Global. Nun versucht auch Murdoch, hier Fuss zu fassen. Er hat mit Sky das Kleinstunternehmen Homedia gekauft, einen bescheidenen Videovertrieb in Neuenburg. Vielen Fachpersonen gibt der Vorgang Rätsel auf.

Der grosse Umbruch

«Die Zukunft ist das Streaming», erklärt nicht ohne Begeisterung Eric Grignon, CEO von Homedia. Der kleine Laden in Neuenburg, bei dem man sich über das Internet Videos besorgen konnte, war an seine Grenzen gelangt und erhofft sich mit dem neuen Eigentümer Sky eine neue dynamische Entwicklung. Das Streaming hat sich erst in den letzten zehn Jahren durchgesetzt. Netflix, der grosse Streamingdienst aus Amerika, fing 1997 an wie Homedia. Man konnte hier wie dort im Internet Filme und Serien bestellen und bekam sie per Post als DVD oder auf Blue Ray. Zehn Jahre später, im Jahr 2007, hat Netflix auf Streaming zu setzen begonnen, also die direkte Übermittlung von Radio- oder Fernsehinhalten übers Internet. Das ermöglicht die individuelle Auswahl von Musikstücken oder Filmen und Serien, also die individuelle Programmgestaltung. Und weil es die Menschen vom Radio- und Fernsehsignal unabhängig macht, zerstört es das Businessmodell von Radio- und Fernsehanstalten mit ihrem vorgegebenen Programmfluss (vgl. «Das neue Fernsehen» im Anschluss an diesen Text).

Dieser Umbruch trifft nun auch die weltumspannenden Medienunternehmen wie Sky oder Discovery, die man die «Globalen» nennt, im Unterschied zu den «Lokalen» wie zum Beispiel die SRG, die als nationale Akteure noch vergleichsweise nahe bei den Leuten sind. Die Globalen verbreiten über die ganze Welt die gleichen Filme, Serien und Sportereignisse. Sie dringen jetzt bis in die kleinen nationalen Märkte vor. Und die Lokalen müssen gegen die übermächtige Konkurrenz der globalen Titanen sehr schnell eine neue Identität und einen neuen Platz im nationalen Mediensystem finden.

«Mehr Service privé»

In dieser Situation, die alle bisherigen Medienstrukturen sprengt, findet in der Schweiz eine Mediendebatte statt, die man als Diskussion aus der Vergangenheit bezeichnen muss. Sie geht aus von den Fernsehverhältnissen, die vor unseren Augen das Zeitliche segnen. Sie stellt kaum eine hörbare Frage nach dem, was eigentlich Information und Kommunikation in einer voll digitalisierten, weltweit vernetzten, aber doch kleinräumig demokratischen und kulturell vielfältigen Gesellschaft leisten sollen. Und sie fordert, was ohnehin ringsum mit rasender Geschwindigkeit stattfindet: mehr Service privé.

«Mehr Service privé» hat Natalie Rickli, SVP-Nationalrätin und Lobbyistin für den Werbevermittler Goldbach Medien, im Juni 2016 in der «Schweiz am Sonntag» verlangt. Am gleichen Tag erschien in der «NZZ am Sonntag» ein Artikel unter dem Titel: «Wettbewerbshüter fordern kleinere SRG». Diese soll auf ein Mindestmass verkleinert werden, so die «Wettbewerbshüter», und dann könne man ja sehen, wie der Markt sich entwickle. Das Schlagwort dazu lautet «Subsidiarität». Auf die Frage, wer denn die privaten Player auf dem Schweizer Medienspielplatz sein könnten, erklärte damals Carole Söhner-Bührer, Vizedirektorin der Wettbewerbskommission (Weko), man wolle nur «Denkanstösse geben», sie habe bewusst keine «Auslegeordnung» gemacht.

Sie vergass dabei, dass in der Fernsehschweiz «Markt» schon längst stattfindet. Der lokale Platzhirsch SRG hatte 2015 in seinem ureigenen Sendegebiet von Basel bis Chiasso und von Genf bis St. Margrethen gerade noch ein knappes Drittel Marktanteil. Zwischen 62 bis 71 Prozent besetzt heute schon die Konkurrenz aus den Nachbarländern, und das sind in erster Linie Privatsender wie Silvio Berlusconis Mediaset, TF 1 von Bouygues oder ProSiebenSat.1. Vielleicht denkt die Weko auch – wie manche ExpertInnen –, der kleine Schweizer Markt sei für die globalen Player gar nicht von Interesse, und es gehe beim Kauf von Homedia nur darum, die deutschsprachigen Programme der voll ausgebauten Sender Sky Deutschland und Sky Österreich auch in der Schweiz verkaufen zu können.

Im Gefolge dieser Debatte wird sich zeigen, ob es in Zukunft in der Schweiz noch einen halbwegs bedeutenden Teil der Medienszene gibt, den man als Gemeingut im Besitz und im Dienst der Allgemeinheit bezeichnen kann, also als Service public, oder ob in der Schweiz bald ein Mediensystem herrscht, in dem nur noch ein paar wenige grosse Kapitaleigner das Sagen haben.

Die neuen Spieler

Wer diese wenigen grossen Kapitaleigner sein könnten, ist heute keine theoretische Frage mehr. Der globale Vorstoss des privaten Medienkapitals vollzieht sich täglich vor unseren Augen. Die Namen der grossen Player im grossen Spiel lesen sich wie ein Auszug aus der «Forbes»-Liste der Reichsten dieser Welt. Es sind Unternehmer, die ihr Geld im Rohstoffgeschäft, als Internetanwender oder im Kabelgeschäft gemacht haben.

John Malone wird auf der «Forbes»-Liste mit bescheidenen 7,6 Milliarden US-Dollar Vermögen ausgewiesen. Rupert Murdoch mit 12,2 Milliarden, Len Blavatnik (Warner Music, DAZN) mit 20 Milliarden, Reed Hastings (Netflix) mit 2 Milliarden, Larry Page und Sergey Brin (Google Play, Youtube) mit je etwa 40 Milliarden, Mark Zuckerberg (Facebook) mit 56 Milliarden, Patrick Drahi (Altice/SFR) mit 15,2 Milliarden und Jeff Bezos (Amazon, «Washington Post») mit 53 Milliarden.

Die Internetunternehmer sind dabei von besonderer Bedeutung. Amazon-Gründer Jeff Bezos hat vor wenigen Tagen in Britannien, Deutschland und Österreich einen Pay-TV-Angriff auf Sky gestartet. Amazon Channels bietet den KundInnen des Streamingdiensts Amazon Prime spezielle Sendungen und Kanäle an. Das sind zunächst Nischenprogramme wie Geo Television, Fix & Foxi TV oder Sender wie MGM Movie und Motorvision, die vorher auf Sky liefen. Und der Angriff auf Murdoch wird noch offener, wenn die Meldung stimmt, dass Amazon bereits mit dem sportstarken Discovery über Bundesligarechte verhandelt.

Den globalen Playern geht es längst nicht mehr um nationale Märkte. Bezos, Malone, Murdoch und ihre GeschäftspartnerInnen denken in Sprachgebieten und in internationaler und interkontinentaler Vernetzung. John Malone hat mit dem Kauf des grossen Kabelnetzes Virgin Media in Britannien schon vor vier Jahren den Angriff auf Sky gestartet. Mit der Fusion von süddeutschen Kabelsystemen zu Unitymedia hat er seine technische Position gegenüber Sky Deutschland gestärkt. Mit UPC in Zürich Wallisellen steuert er neben UPC-Schweiz und UPC-Österreich auch seine Unternehmen in Mitteleuropa, von Polen bis Rumänien. Und mit ProSiebenSat.1 will er eine gemeinsame Streamingplattform bauen. Er hat damit einen grossen Partner gefunden, der seine Programme nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich und der Schweiz anbietet. Und der auch mit Italien (Berlusconis Mediaset) und Frankreich (TF 1, in der Hand des Baukonzerns Bouygues) vernetzt ist. Damit ist die Konkurrenz von Sky vom Vereinigten Königreich über Deutschland und Österreich bis nach Italien abgedeckt.

Auch in Frankreich hat sich Malones Discovery mit einem grossen Player verbunden: Das interkontinentale Kabelunternehmen Altice ist ein grosser Breitbandanbieter in Frankreich, Portugal, Israel, der Karibik und den USA. Wie alle Kabelunternehmen hungert Altice nach Unterhaltungs- und Dokumentarfilmen, Sportsendungen und anderen Fernsehprogrammen. Also verbündet sich Altice-Eigentümer Patrick Drahi mit zwei grossen Programmlieferanten. Der eine ist die amerikanische NBC Universal, der Unterhaltungskonzern, der bis 2032 auch die US-Fernsehrechte für die Olympischen Spiele innehat. Und eben mit Discovery, die neben den Olympiafernsehrechten für Europa auch sonst noch ein paar attraktive Programmangebote hat. Drahi, der mit Altice auch den Telekommunikationskonzern SFR kontrolliert, wohnt übrigens in Zermatt und steuert sein Unternehmen von Genf aus (vgl. «Die kleine ‹Swiss Connection›» im Anschluss an diesen Text).

Ist die Schweiz vielleicht kein sonderlich reizvoller Medienmarkt, so sind die hier gebotenen steuerlichen, rechtlichen, politischen und landschaftlichen Rahmenbedingungen offenbar attraktiv genug, um von hier aus auch globale Unternehmen zu lenken.

Die Freiheit nach Natalie Rickli

«Mehr Service privé» bedeutet in der Schweiz nicht den grossen Aufschwung des privaten oder des öffentlichen Service public und schon gar nicht der kleinen kommerziellen Nischensender. Mehr Service privé bedeutet hierzulande die weitestgehende Durchdringung des Medienmarkts durch die globalen Player, wie immer sie heissen mögen.

Die SRG wird sich genau wie alle anderen zum Streaminganbieter auf einer Internetplattform entwickeln müssen, und das bedeutet, neben dem Livestreaming von wichtigen Ereignissen: Video-on-Demand. Das heisst: Die Menschen werden nur kommen und sich diese Angebote holen, wenn sie sich einen besonderen Nutzen davon versprechen. Die SRG wird davon leben, dass ihr Angebot für die Nutzerinnen und Nutzer von Bedeutung ist – wie das KonsumentInnenmagazin oder die nationalen und internationalen Nachrichten oder der kritische Sportjournalismus –, dass sie glaubwürdig ist und ihre Reputation stärkt, ein Service public zu sein, der sich am Gemeinwohl ausrichtet. Dazu braucht sie ausreichend Mittel.

SVP-Nationalrätin und Goldbach-Managerin Natalie Rickli hat im Januar im «Medienclub» des Schweizer Fernsehens SRF gesagt: «Lasst doch den Leuten die Freiheit, welche Sender sie sehen wollen, die Schweizer Sender oder die ausländischen Sender, das ist doch egal, das ist die Freiheit!» Frau Rickli hat recht: Die Freiheit der KonsumentInnen, zu kaufen, was sie eben kaufen mögen, entspricht der Freiheit des Markts. Und sie hat das Recht, sich für eine möglichst unbeschränkte kommerzielle Freiheit der Programmanbieter einzusetzen, die von ihrem Unternehmen, der Goldbach Media, vermarktet werden. Also zum Beispiel der Programmkanäle von Discovery- und der ProSiebenSat.1-Sender.

Sie hat sogar als SVP-Nationalrätin das Recht, sich politisch dafür einzusetzen, dem lokalen Schweizer Medienanbieter SRG und all den anderen privaten Service-public-Anbietern die öffentlichen Mittel weitgehend oder ganz zu entziehen, um für die internationalen Medienkonzerne mehr Raum zu schaffen. Aber die Eidgenössischen Räte werden entscheiden, ob sie für die Schweiz mit ihrer vielfältigen Kultur und ihrer direktdemokratischen Staatsform einen öffentlichen und privaten Service public sicherstellen wollen, der gegenüber dieser globalen kommerziellen Konkurrenz nachhaltig leistungsfähig bleibt.

Robert Ruoff (72) verfolgt seit den siebziger Jahren die Medienentwicklung in Europa. Er war von 1981 bis 2003 Redaktor bei der SRG sowie im Stab des Fernseh- und des Generaldirektors tätig. In dieser Zeit leitete er eine internationale Fernsehkonferenz zu Bildungs- und Dokumentarfilmen. Ruoff arbeitet als freier Publizist unter anderem mit den Schwerpunkten Medien und internationale Politik.

Das neue Fernsehen

Streaming: Erreichte ein klassischer Rundfunksender früher eine Vielzahl von EmpfängerInnen, so stellt das Streaming eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung zwischen einem Anbieter und einem einzelnen Empfänger, einer einzelnen Empfängerin her. Die Angebote können live oder «on demand» geschaut werden. Die technologische Entwicklung führt zur Auflösung des linearen Fernsehens mit seiner vorgegebenen zeitlichen Programmstruktur. Einzelne Fernsehkanäle werden überflüssig. Die Finanzierung des Medienangebots ist unabhängig von der Technik.

Free-TV: Bei gebührenfinanzierten Sendern wie der SRG ist das Streaming in den Radio- und Fernsehgebühren enthalten. Soweit die Sendungen über die entsprechende Mediathek greifbar sind, können sie ohne Einschränkung abgerufen werden. Kommerzielle Sender, die sich über Werbung und Sponsoring finanzieren, vermarkten ihre Sendungen zusätzlich über Streaming: Für die entsprechende App, etwa «7TV» von Pro Sieben Sat 1, kann eine technische Nutzungsgebühr anfallen.

Pay-TV: Beim Bezahlfernsehen werden über Abos oder einen Einzelpreis bestimmte Kanäle, Programmanbieter oder Sendungen angeboten. Das Geschäft ist besonders lukrativ für Kabeloperateure wie die Swisscom oder die UPC, die über die Programmangebote ein Technikpaket verkaufen, das häufig TV, Internet, Videothek und Festnetztelefonie umfasst. Streamingdienste wie Netflix drängen mit günstigen Abos auf den Markt.

Im Datenbunker : Die kleine «Swiss Connection»

Der Aufstieg von Patrick Drahi hat um das Jahr 2001 in Genf begonnen. Er war damals ein kleiner Mitarbeiter in John Malones wachsendem Imperium Liberty Global. Heute ist sein Vermögen von 15,2 Milliarden Franken gemäss «Forbes» doppelt so hoch wie das von Malone. Drahi lebt in Zermatt, und seine persönliche Holding, Next Limited Partnership, ist auf der englischen Kanalinsel Guernsey eingetragen. Mit dieser Holding kontrolliert er Altice, eine Firmenkonstruktion mit Kabel- und Mobilunternehmen in Frankreich, Belgien, der Dominikanischen Republik, Israel, Luxemburg, den Niederlanden und Portugal. Er machte aber auch milliardenschwere Investitionen in den USA.

Nebenbei gehört Drahi Green.ch, also die Firma, die ganz bescheiden mit einer Webadresse firmiert, die ursprünglich zum Schweizer Bauernverband gehörte. Als Verwaltungsratspräsident zeichnet der frühere Eigentümer, Nationalrat Walter Grüter, Präsident der SVP des Kantons Luzern. Das Schweizer Fernsehen zeigt ihn gerne, wenn es die Firma ins Bild setzen will. Green.ch ist der fünftgrösste Internetprovider in der Schweiz. Es ist ausserdem auch ein Datenaufbewahrungs-, Datenverarbeitungs- und Datensicherungsunternehmen. Genau gesagt: Green.ch ist ein grosser Datenbunker auf der «grünen Wiese» (Eigenwerbung) im Schweizer Réduit, am Birrfeld westlich von Zürich und in Lonay VD, dazu kommt eine Niederlassung in China. Die Firma gibt an, 100 000 KundInnen in über achtzig Ländern zu betreuen.

Walter Grüter gehört zur medienpolitischen Einsatztruppe der SVP. Er fordert, dass die SRG im Internet «keinen gebührenfinanzierten Service-public-Auftrag wahrnehmen» darf, das heisst: Sie soll dort keinen Journalismus betreiben. Vielmehr soll «im Internet der freie Wettbewerb gelten», ohne jede Haftung für die Inhalte. Das ist für einmal ein ganz unverschleiertes Beispiel für die Abschaffung des Service public zugunsten privater Profitinteressen.

Robert Ruoff