LeserInnenbriefe: Resultatoffener!

Nr. 26 –

«Agrarpolitik: Für ungespritzte Äpfel und offene Grenzen», WOZ Nr. 24/2017

«Ökologie und Freihandel: Geht das zusammen?», fragt Bettina Dyttrich in ihrem Jubiläumsartikel über Vision Landwirtschaft (VL). Tatsächlich lässt sich die politisch unabhängige landwirtschaftliche Denkwerkstatt nicht in die gängigen Links-rechts-Schemen einordnen. Ökologisch sieht die Autorin VL zwar auf dem richtigen Weg, an der Befürwortung des Freihandels allerdings lässt sie kein gutes Haar und vermutet gar einen Pakt mit Economiesuisse.

Wir sehen uns veranlasst, ein paar Fehler und tendenziöse Behauptungen richtigzustellen: Vision Landwirtschaft pflegt mit rund vierzig Organisationen einen regelmässigen inhaltlichen Austausch. Der Austausch mit Economiesuisse gehört dabei zu den unbedeutendsten. Der letzte Kontakt liegt mehr als ein Jahr zurück. VL war gegenüber einer Grenzöffnung bis vor kurzem skeptisch eingestellt. Die detaillierten Analysen der Grenzschutzmechanismen haben in der Denkwerkstatt vor wenigen Monaten zur Überzeugung geführt, dass der Grenzschutz für einige der wichtigsten ökologischen und ökonomischen Fehlentwicklungen in der Landwirtschaft wesentlich mitverantwortlich ist.

Gemäss WOZ will VL die Wertschöpfung der Schweizer Landwirtschaft so schlecht als möglich darstellen, um so den Grenzschutz infrage stellen zu können. Wie diese Logik funktioniert, bleibt schleierhaft. Die Ausführungen der WOZ zur landwirtschaftlichen Wertschöpfung entbehren einer sachlichen Grundlage. Wer sich dazu aus erster Hand informieren möchte, dem stehen auf unserer Homepage (www.visionlandwirtschaft.ch) zwei Faktenblätter zum Thema zur Verfügung.

Im Gegensatz zur Darstellung der WOZ stehen wir mit dem Handel in intensivem Kontakt, vor allem mit den Grossverteilern. Vision Landwirtschaft konnte hier schon etliche Erfolge verbuchen. Wir erachten die Rolle des Handels als zentral für eine Entwicklung einer nachhaltigen und bäuerlichen Schweizer Landwirtschaft. VL ist eine bäuerlich verankerte Organisation. Die Mitglieder im Vorstand und im Beirat haben mehrheitlich einen praktischen bäuerlichen Hintergrund und machen sich für eine bäuerliche Landwirtschaft stark. VL kritisiert explizit nicht die Bäuerinnen und Bauern, sondern die Landwirtschaftspolitik und ihre ökologisch und ökonomisch mehrheitlich negativen Auswirkungen. Die LeserInnen hätten eine sachliche, resultatoffene Auseinandersetzung zu den Zusammenhängen zwischen Grenzschutz und Fehlentwicklungen in der Landwirtschaft verdient. Die Welt ist komplizierter als schwarz-weiss oder links-rechts.

Andreas Bosshard, Geschäftsführer Vision Landwirtschaft, per E-Mail