Diesseits von Gut und Böse: Von Menschen und Winden

Nr. 37 –

Seien Sie froh, wenn Sie Lilian, Henriette oder Monika heissen, denn vom Schicksal respektive von den eigenen Eltern mit dem Namen Irma geschlagen worden zu sein, ist im Moment ein hartes Brot. Egal ob «Irma wütet», «Zerstörung nach Irma» oder «Diese Bilder zeigen, wie stark Irma wirklich war» – der Name ist jetzt einfach unten durch.

Dabei ist es ein Riesenglück, dass es Irma in den letzten Jahren nicht wie Emma ging. Die stand in meiner Kindheit für das Doofe an und für sich, was sich historisch noch leise im «Tante Emma»-Laden spiegelt, der inzwischen in hippen Grossstadtquartieren als Bioladen wiedergeboren wurde. Inzwischen enterte Emma Platz zwei auf der Skala der beliebtesten Mädchennamen; und wäre sie vom Hurrikanalphabet her gerade dran gewesen, hätten Tausende kleiner Mädchen bittere Tränen weinen müssen, und der Shitstorm über den namensgebenden MeteorologInnen hätte Irma in nichts nachgestanden.

In der Berichterstattung spürte ich übrigens immer ein gewisses Bedauern, wenn Irma wieder in Richtung gewöhnlicher Herbststurm heruntergestuft werden musste – medial gibt so einer ja wenig her. Zudem soll es nicht wenige Menschen geben, die sich wünschten, Irma wäre mit dem US-Präsidenten verfahren wie der Sturm mit dem fliegenden Robert und seinem Hut im «Struwwelpeter»: «Wo der Wind sie hingetragen, ja, das weiss kein Mensch zu sagen.»