Diesseits von Gut und Böse: Im Namen des Mannes
Am Freitag lese ich oft «Friday», die kleine Gratishochglanzgirliebeilage von «20 Minuten», in der Native Advertising ganz selbstverständlich zum Geschäft gehört. Ich gehöre zwar nicht zur Zielgruppe des zelebrierten Beauty-Fashion-Lifestyles, guck mir aber gern an, wie Promis im Pyschi und ungekämmt zum Supermarkt schlurfen.
Letzten Freitag kam ich in freudiges Staunen: Ein junger Autor schrieb sich von der Seele, wie es ihn befremde, dass viele junge Frauen in seinem Umfeld bei der Heirat den Namen ihres Mannes annehmen: weil es Tradition ist, weil man so zeigt, dass man zusammengehört, und weil die Familie doch einen gemeinsamen Namen haben soll. Als er in einer Runde sagt, das könne doch auch der Name der Frau sein, meint eine Jurastudentin: «Fände ich total seltsam.»
«Es würde mir schwerfallen, mit einer Frau zusammen zu sein, die vor der Hochzeit automatisch meinen Namen annehmen will», schrieb der junge Mann auch noch, wofür ich ihm sofort die emanzipatorische Doppelnadel in Platin verleihen würde. Er ist übrigens Redaktor beim «Zeit-Magazin», aber es ehrt «Friday», den Text ins Blatt gesetzt zu haben.
Heute las ich, dass saudische Frauen jetzt selber Autos lenken dürfen. Gemäss oben stehender Logik müssten sie sich lieber weiterhin von einem Mann chauffieren lassen – schliesslich ist es Tradition.