Im Affekt: Dinge, die die Welt nicht braucht

Nr. 6 –

Sie schaut aus wie eine jener Glocken, wie man sie am Tresen einer Hotellobby findet: Ist der Concierge nicht da, hebt man sie am Stiel hoch und schwenkt den Klöppel. Normalerweise aus Messing, ist die Variante, die hier im Fokus steht, aus Naturkautschuk. Bimmeln tun bei ihrem Anblick nur die Alarmglöckchen im Gehirn. Zumindest in meinem. Und vor allem bei diesem Exemplar, das mir persönlich adressiert via E-Mail von der Firma Fair Squared angeboten wird. Da hilft es nicht, dass die Gummiglocke aus einem nachwachsenden Rohstoff gefertigt ist, der auf einer Plantage in Sri Lanka produziert wird und eine ganze Palette ökologischer Zertifikate aufweist: von FSC über Fair Rubber, Fair Trade (inklusive CO2-neutralisiertem Transport) garantiert ohne Kinderarbeit und tierversuchsfrei bis hin zu halal und vegan.

Letzteres ist besonders wichtig, schliesslich werden aus ebendiesem Material auch Schnuller und Kondome gefertigt. Ob die auch im «Fairtrade zertifizierten Bio-Baumwollbeutel» geliefert werden wie die Gummiglocke in den Grössen S, M und L? Sie läuft übrigens unter dem Namen «Period Cup» und ist auch als Mond- oder Menstruationstasse bekannt. Und im Vergleich zu Kondomen ist sie gerade unter ökologischen Gesichtspunkten absolut unschlagbar, lässt sie sich doch einfach auswaschen und wieder verwenden. Nun ja, zumindest, wenn frau erst mal die Anfangsschwierigkeiten beim korrekten Einsetzen (und vor allem Entnehmen in gefülltem Zustand) überwunden hat … Aber wozu gibts denn Youtube mit all seinen hilfreichen Instruktionsvideos.

Also auf, ihr Frauen: Werft eure Binden und Tampons aus dem Fenster! (Besser: Bitte entsorgt sie korrekt im Mülleimer.) Denn das, so macht uns der «Period Cup» klar, ist wahrer Feminismus im 21. Jahrhundert: nachhaltig, umweltfreundlich, ohne Tierversuche und, ganz, ganz wichtig, voll vegan. – Echt jetzt?

Ein kolonialistischer Vorschlag zur Güte: Spenden Sie der südafrikanischen Stiftung Hope Cape Town via Fair Squared einen «Period Cup» für Schülerinnen, die sich keine Tampons leisten können.