Diesseits von Gut und Böse: Allmachtsfantasien
«Wenn du einen magischen Knopf hättest, wen würdest du wegwünschen – Roger Federer oder Johann Schneider-Ammann?», fragte mich kürzlich jemand. Etwas perplex ob der Alternative, entschied ich mich kurzerhand für den Bundesrat, denn der kann seine Gefühle nicht nur nicht ausdrücken, sondern hat meines Erachtens auch keine. Jedenfalls nicht für Pferde, die in Südamerika gequält werden, bevor sie geschlachtet und gemäss Freihandelsabkommen in die Schweiz verschickt werden und dort auf dem Grill landen.
Dann dachte ich über die Alternative nach. Der «Greatest Of All Times» oder GOAT, was leicht mit Gott verwechselt werden kann, auf Deutsch GAZ, was leider an den Gröfaz erinnert, spielt nicht nur brillant Tennis, sondern hat auch engste, hoch bezahlte Bindungen an die Hersteller von Sportartikeln, Kaffeemaschinen, Autos, Schokolade, Pasta, Privatjets, Champagner, einen Telekomanbieter und vieles mehr. Die «Handelszeitung» nannte ihn einmal «die Geldmaschine».
Die fleischgewordene Geldmaschine erschien am Montag in Zürich im Auftrag des Telekomanbieters vor so vielen Fans, wie sonst nur kommen, um den Dalai Lama zu sehen oder sich von der mildtätigen Amma umarmen zu lassen.
Ja, doch, er ist sympathisch und wohlerzogen – aber wäre er nicht noch sympathischer, wenn er hin und wieder zu etwas Relevantem Stellung nähme? Vermutlich liegts am Zweitwohnsitz Dubai, eine Gegend, für die das EDA empfiehlt: «Verzichten Sie generell auf politische Diskussionen und Äusserungen, auch in den sozialen Medien» – und höflich, wie der GOAT nun mal ist, hält er sich auch zu Hause an Regeln.