Im Affekt: Frauen, setzt euch durch!

Nr. 41 –

Oha, da sagt es uns aber jemand endlich so richtig: «Frauen sind gefordert, ihre Defizite aufzuholen und sich besser gegen Männer durchzusetzen», verlangt Ronnie Grob, der Medienkolumnist der «NZZ am Sonntag». Anlass zu seiner aktuellen Kolumne gab die Tatsache, dass nur neun Prozent aller Wikipedia-AutorInnen Frauen seien (vgl. «Wie der Wissensschwarm diskutiert» ). Die AutorInnenschaft widerspiegelt sich auch in den Inhalten, die auf Wikipedia zu finden sind: Von den Biografien behandeln gerade mal achtzehn Prozent Frauenleben. Aus diesem Grund organisieren SRF, Wikimedia und Ringier «Frauen für Wikipedia»: Mitte November treffen sich Journalistinnen und Journalisten im SRF-Studio in Leutschenbach, um gemeinsam Wikipedia-Einträge über Frauen zu verfassen.

Dass sich nun Frauen (und Männer) zusammengetan haben, um etwas gegen diesen Missstand zu unternehmen, findet der Kolumnist aber auch nicht gut. Denn, aufgepasst: Es riecht nach dem Verschleiss von Gebührengeldern! Und das wäre ja der Gipfel, öffentliche Gelder für die Frauenförderung auszugeben, wo es Frauen doch «aus eigenem Antrieb schaffen sollten». Schliesslich, wie Grob schlau anmerkt, ist Wikipedia erst siebzehn Jahre alt, also in einer Zeit entstanden, als Frauen «die gleichen Chancen wie die Männer hatten, sich einzubringen, und keine über Jahrhunderte gewachsenen Männerbünde sie daran hinderten». In anderen Worten: Ihr faulen Frauen, nehmt endlich den Finger aus dem Arsch, hört auf zu jammern und macht, dass ihr vorwärtskommt. Wir Männer haben es ja schliesslich auch ganz alleine geschafft.

Ob der Kolumnist auch ganz ohne Unterstützung durch Männerbünde und Kumpanei da gelandet ist, wo er nun ist? Völlig aus eigenem Antrieb und dank journalistischer Genialität?

SRF stellt übrigens nur die Infrastruktur zur Verfügung – die GebührenzahlerInnen kostet die ganze Aktion also praktisch nichts.