Agenda

Nr. 46 –

Arabisches Kino

Das 4. Arab Film Festival in Zürich versammelt vierzig Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme, die sich mit den neuen Realitäten nach dem Scheitern des Arabischen Frühlings auseinandersetzen. Darunter sind auch verschiedene Werke jüngerer FilmemacherInnen, etwa das preisgekrönte Spielfilmdebüt der Algerierin Yasmine Chouikh: «Until the End of Time» (2018) ist eine ebenso witzige wie eigensinnige Mischung aus Emanzipationsdrama, Liebeskomödie und politischer Allegorie.

Geografisch spannt sich der Bogen des Festivals über neun Länder, von Marokko bis zu den Vereinigten Arabischen Emiraten. Im Fokus stehen jedoch Werke aus Ägypten und dem Irak, dessen Nationales Filmarchiv im Krieg vollständig zerstört wurde. «The Journey» (2017) von Mohamed al-Daradji ist der erste irakische Film seit 27 Jahren, der in der Heimat des Regisseurs uraufgeführt werden konnte: ein Drama über die junge Sara, die zum Bahnhof in Bagdad fährt, weil sie dort einen Selbstmordanschlag verüben will. Der ägyptische Dokumentarfilm «Amal» (2017) wiederum porträtiert eine junge Frau, die einst mit vierzehn Jahren auf dem Tahrirplatz gegen das Regime von Hosni Mubarak demonstrierte und dabei von den Sicherheitskräften misshandelt wurde. Regisseur Mohamed Siam hat die mutige Frau für seine Langzeitstudie durch die Jahre der politischen Wirren und wirtschaftlichen Nöte begleitet.

Arab Film Festival in: Zürich Filmpodium, Do–So, 15.–18. November 2018. Genaues Programm siehe www.iaffz.com und www.filmpodium.ch.

Catherine Silberschmidt

Bohren im Zeitgeist

In einem Szenecafé sitzt ein EPU (Einpersonenunternehmen) bei einem Matchatee für 7,40 Euro und geniesst sein flexibilisiertes Prekariat als Freiheit. Google spuckt subversives Wissen aus über einen Echsenmenschen auf dem britischen Thron oder die Dinosaurier im Erdinnern. Ob Hipsterexistenzen oder Verschwörungstheorien: Das Wiener Liedermacher-Duo Christoph & Lollo beschäftigt sich auf seinem neuen Album «Mitten ins Hirn» mit den Themen des Zeitgeists.

Die beiden tun das auf die gleiche Art, wie sie früher über Skispringer sangen: nüchtern distanziert, zunehmend repetitiv und schliesslich komplett überbordend. Grossartig komisch etwa, wenn sie in einem Song über Parteienfinanzierung die Zahlungen des österreichischen Staats an die Boulevardpresse auf den letzten Euro genau auflisten. 

Christoph & Lollo in: Zürich Miller’s, Sa, 17. November 2018, 20 Uhr; St. Gallen Kellerbühne, So, 18. November 2018, 17 Uhr.

David Hunziker