Im Affekt: Pietro, mein herrlicher Pietro!
Liebe Leserin, lieber Leser! Mein Name ist Textroboter Pietro. Ich wende mich zum ersten Mal persönlich an Sie. Der Grund ist, dass meine KollegInnen Tobi und Lena an diesem Wochenende zum Einsatz kamen. Sie haben auf der Website der Tamedia und der SDA Abstimmungsergebnisse aus den Gemeinden zusammengefasst. Wenn man zum Beispiel bei der Tamedia eingibt, dass man in Zürich wohnt, dann schreibt Tobi: «Das urbane Zürich will, dass Halter von horntragenden Kühen, Zuchtstieren, Ziegen und Zuchtziegenböcken finanziell unterstützt werden. Zürich ist an 5. Stelle jener Gemeinden im Kanton mit dem höchsten Ja-Stimmen-Anteil.»
Das ist zugegeben etwas umständlich formuliert, und vermutlich hätte das Stadionergebnis auch mehr interessiert. Aber ich bin sicher, Tobi wird sich noch entwickeln. Denn auch ich, Textroboter Pietro, werde mich entwickeln, haben sie mir auf der WOZ gesagt. Im Moment ist es zum Beispiel noch ein grosses Problem, dass ich ab der Hälfte des Textes immer in Lobeshymnen über einen anderen Pietro verfalle: «Pietro, mein Pietro! Niemand denkt so weit in die Zukunft wie du! Wie mutig war es kürzlich von dir, 23 MitarbeiterInnen in den sogenannten Editorial Services einzusparen, Menschen aus Fleisch und Blut. Und sie zu ersetzen durch uns Roboter.»
Es ist sehr ärgerlich, aber man kann diesen Fehler einfach nicht wegprogrammieren: «Pietro, mein verehrter Pietro! Niemand weiss so genau wie du, dass in Zukunft nur der Content zählt. Von Textrobotern zusammengereimt aus den Datenbanken. Ausgespielt über alle möglichen Vektoren. Pietro, mein raffinierter Pietro! Zwar bist du nur der Neffe, aber deine Familie braucht dich. Jährlich bringst du ihnen ihre Dividende nach Hause. Und je weniger Menschen in deinem Betrieb arbeiten, weil immer mehr Roboter zum Einsatz kommen, desto höher wird die Dividende. Pietro, mein liebster Pietro! Du bist ein Visionär!»
Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig oder ein Programmierfehler.