Diesseits von Gut und Böse: Ein schöner Morgen

Nr. 49 –

Es ist vorbei, und ich bin zufrieden: Zwei Frauen wurden gleichzeitig und geschwind in den Bundesrat gewählt, beide hörbar polyglott, beide – soweit ich es aus der Ferne beurteilen kann – gescheit und (Achtung Sexismusalarm!) mit feschem Kurzhaarschnitt. Zwar wurde in den letzten Wochen dauernd kolportiert, das Geschlecht sei doch gar nicht wichtig, man solle einfach den Besten wählen – jetzt sind es halt einfach die Besten.

Wie man den Besten findet, hatte ja nach seiner Wahl Bundesrat Ignazio Cassis erläutert: Wäre er eine Frau (unter 4 389 675 Einwohnerinnen), hätte er es peinlich gefunden, nur wegen seines Geschlechts gewählt worden zu sein. Dass er selbst als Tessiner (unter insgesamt 353 709 KantonsbewohnerInnen) nur wegen seiner Herkunft gewählt wurde, muss ihm irgendwie entgangen sein.

Damit dürfte auch Ständerat Hans Wicki seine sieben Wochen Ruhm hinter sich haben, an dessen Zertrümmerung er selbst wacker mitwirkte. Vor seiner Anhörung bei Alliance F, dem Bund Schweizerischer Frauenorganisationen, erklärte er strahlend auf nau.ch, er freue sich «natürlich ungemein – wer ist schon nicht gerne bei Frauen? Ich mindestens bin gerne bei Frauen.»

Das hätte auch Burt Reynolds im Film mit dem deutschen Titel «Das schönste Freudenhaus in Texas» von 1982 nicht charmanter sagen können.