Agenda

Nr. 7 –

Fragmentierte Lärmkunst

Umso faszinierender, wenn man sich solche Musik nicht gewohnt ist: «El Bien De Ser», das 2018 erschienene erste Album von Noijzu aus Bern. Grindcore, Noise, der blanke Wahnsinn – 42 Ausbrüche, meist nur wenige Sekunden lang, höchstens eine Minute. Stimmen und Sounds sind bis an die Schmerzgrenze verzerrt, die Beats rasen am Limit des Spielbaren. Doch diese Musik lebt nicht von stumpfer Aggression. Bald schon beginnen sich die Texturen zu differenzieren, die jazzaffine Eleganz des Schlagzeugs fällt auf, zwischen den Songs fangen sich subtile Entwicklungen an abzuzeichnen – man begreift, dass man dieses Album am Stück hören muss, als fragmentierte Lärmsinfonie.

Nun sind Noijzu an diesem feinen Noisefest zu hören, organisiert vom Zürcher Minilabel Cruel Bones. Neben Svartvit aus den Niederlanden zeigt das Line-up, wie vielseitig der hiesige Noise-Underground ist: vom Experimentalmusik-Pionier Dave Phillips über die vom Industrial beeinflusste Andrea Nucamendi alias Purpura bis zu Mulo Muto, die durch Drone und Ambient waten. Weil solche Lärmkunst ja immer auch etwas Skulpturhaftes hat, sollte man sich ihr live aussetzen.

Cruel Bones Noisefest in: Zürich Umbo, Sa, 16. Februar 2019, 21 Uhr. cruelbones.com

David Hunziker

Voguende Ballerinas

Wie fein doch die Linie zwischen übersexualisierten und asexuellen Körpern sein kann. Oder ist das hier irgendein postsexueller, futuristischer Ritus? Ja, sogar einer mit Geruchshinweis: Es wird Weihrauch verwendet. Jedenfalls erzeugt die junge isrealische Choreografin Sharon Eyal derartige Kippfiguren, in denen sich die inszenierten Körper zu häuten scheinen und gleichzeitig am eigenen Fleisch ergötzen. Die TänzerInnen von Eyals Kompanie sind mal in Latexanzüge gekleidet, mal in hautfarbene Sumoringer-Unterhosen, sie verrenken sich, wie es nur geht, zu hypnotischen Technorhythmen. Das alles in höchster Intensität.

Mit dem Stück «Lost Cause» bringt Eyal ihre voguenden BalletttänzerInnen nun ins Berner Stadttheater, an einem gemeinsamen Abend mit «Salve Regina» von Jo Stromgren, einem ebenso renommierten Choreografen und «Theatergenie», das immerzu danach fragt, was Tanz sein kann. Er kann: eine politische Haltung und Humor haben, Sprache verwenden, aktuell sein. Diese Mischung könnte durchaus kontrastreich ausfallen.

«Kontraste» mit Sharon Eyals «Lost Cause» und Jo Stromgrens «Salve Regina» in: Bern Konzerttheater, ab 17. Februar 2019. Daten und Spielzeiten unter: www.konzerttheaterbern.ch.

Caroline Baur