100 Wörter: Ermüdetes Fussvolk

Nr. 17 –

Das Einbrechen der Popularität einer lange als unaufhaltbar eingeschätzten Partei und die darauf folgenden kleinlichen, gegenseitigen Schuldzuweisungen ihrer dauerlärmenden Führer waren vielleicht nur temporäre, aber nichtsdestotrotz erfreuliche Phänomene, bestätigten sie doch die alte Binsenweisheit, dass nichts von Dauer ist und Fantasien vom Durchmarsch zur baldigen Machtübernahme immer wieder scheitern, weniger am Widerstand der GegnerInnen denn an der Ermüdung des getreuen Fussvolks. Das Zuhausebleiben der eigenen Reihen, gepaart mit der Überforderung der Intelligenz beim Ausfüllen des Wahlzettels zuungunsten einer Organisation, die sich selbst gerne die Partei der Intelligenten nannte, gab Anlass wenn nicht zur Zuversicht, so doch zu einer gelassenen Heiterkeit.

Stephan Pörtner ist Krimiautor («Köbi der Held», «Stirb, schöner Engel», «Mordgarten») und lebt in Zürich. Seine neue Gaunerkomödie «Die Bank-Räuber» tourt aktuell mit Beat Schlatter in der Hauptrolle durch die Deutschschweiz: www.diebankraeuber.ch. Für die WOZ schreibt er Geschichten, die aus exakt 100 Wörtern bestehen. Eine Auswahl unter dem Titel «100 Mal 100 Wörter» sowie «Mordgarten» sind im WOZ-Shop www.woz.ch/shop als Buch erhältlich.