#digi: Subversive Tarnkappenshirts

Nr. 18 –

Die Tarnkappe bekommt eine neue Bedeutung: In einer Welt voll Überwachungskameras braucht es Strategien, um sich unsichtbar zu machen. Vor kurzem haben die beiden belgischen Wissenschaftler Wiebe Van Ranst und Simen Thysin ein Video publiziert, in dem sie zeigen, wie einfach sich das Programm Yolo überlisten lässt. Dabei handelt es sich um eine Software, die Menschen und Objekte erkennt, die in Bewegung sind. Yolo ist ein selbstlernendes Programm und steht für «You only look once», inspiriert vom Slangwort Yolo, das für «You only live once» steht. Es ist ein offenes sogenanntes Open-Source-Programm, das alle weiterentwickeln können. Deshalb wird es wohl auch bald überall anzutreffen sein.

Der Werbetrailer von Yolo zeigt, wie das Programm in einer rasanten James-Bond-Szene jedes Auto, jeden Menschen oder jedes Handy sofort erkennt. Das Programm ist gut – aber es lässt sich eben auch mit einem simplen Trick schachmatt setzen. Die beiden Wissenschaftler zeigen in ihrem Video, wie das geht: Der eine hält sich ein buntes Bild vor den Bauch. Yolo erkennt ihn offensichtlich nicht als Person. Seinen Kollegen, der ohne Bild neben ihm steht, wie auch den Stuhl vor ihm erkennt es. Dann gibt der Wissenschaftler das bunte Bild seinem Kollegen. Jetzt erkennt die Software ihn als Person, nimmt nun aber den anderen nicht mehr wahr. Wie kommt das? Die beiden Forscher haben das Yolo-Programm mit verschiedenen Motiven gefüttert und geschaut, wie es darauf reagiert. Sie passten das Motiv so lange an, bis die gewünschte Reaktion eintrat: das Nichterkennen eines Menschen. Die Forscher sind überzeugt, dass das bunte Bild auf ein T-Shirt gedruckt werden könnte und denselben Effekt hätte. Das Motiv ist unauffällig, ein damit versehenes Oberteil würde mit blossem Auge nicht als subversives Kleidungsstück wahrgenommen, das nur getragen wird, um Überwachungskameras auszutricksen. Die beiden Forscher werden ihre Anti-Yolo-Strategie im Juni an einer internationalen Konferenz zu künstlicher Intelligenz und Datenschutz präsentieren. Ob sie danach Tarnkappenshirts produzieren, ist noch nicht bekannt.

Was man schon weiss: Überwachungskameras mit Gesichtserkennung tun sich schwer, Menschen zu erkennen, die nach unten auf ihr Handy starren oder eine Mütze tragen.