#digi: Wie viel sind deine Daten wert?

Nr. 27 –

Unsere persönlichen Daten sind das Erdöl, das die Maschinerie des Überwachungskapitalismus befeuert. Sie helfen Google, Facebook oder Amazon, ihre Plattformen täglich zu verbessern, sodass wir sie noch lieber und reibungsloser nutzen – und damit deren Einfluss zementieren. Gleichzeitig füttern die Daten von Milliarden BenutzerInnen eine gigantische Werbeindustrie, die grösstenteils auf zielgerichteter Werbung basiert und 2018 in den USA fast hundert Milliarden Dollar Umsatz generierte. Das Resultat sind vermeintlich kostenlose soziale Netzwerke, Suchmaschinen und Videoportale. Dabei bezahlen wir mit unseren Daten – und wissen nicht einmal, wie wertvoll diese sind.

Geht es nach zwei US-Senatoren – dem Demokraten Mark Warner und dem Republikaner Josh Hawley –, soll sich das ändern. Ihr Gesetzesvorschlag würde Firmen mit mehr als hundert Millionen BenutzerInnen verpflichten, den Wert persönlicher Daten offenzulegen. Alle drei Monate würden wir erfahren, wie viel unsere Daten für die Unternehmen wert sind. Doch wie lässt sich das überhaupt berechnen? Immerhin sind die Daten einzelner Menschen für Internetgiganten meist uninteressant. Sie entfalten ihr Geschäftspotenzial erst, wenn sie in grossen Mengen zur Verfügung stehen. Entsprechend weit gehen die Schätzungen auseinander – von 5 Dollar pro Monat pro Person bis zu 35 Dollar oder gar mehr.

Die zweite Zahl berechnete das Onlinemagazin «Vox». Es wollte wissen, wie viel Internetdienstleistungen kosten würden, wenn wir dafür nicht mehr mit unseren Daten bezahlen würden und im Gegenzug ein werbefreies Internet erhielten. Die Schwächen dieser groben Rechnung verschweigt die Autorin nicht. So dürfte der Wert der eigenen Daten grösser sein als der durch personalisierte Werbung erzielte Umsatz. Denn Suchmaschinen, Kartendienste oder Videoplattformen funktionieren nur deshalb so gut, weil wir den Algorithmen unsere persönlichen Daten zur Verfügung stellen: wo wir wann waren, nach welchen Stichwörtern wir regelmässig im Internet suchen oder welche Szenen wir uns bei Serien mehrmals anschauen. Auch wir profitieren also ein Stück weit vom System. Aber wer zieht den grösseren Nutzen und müsste wem wie viel dafür zahlen? Mehr Transparenz würde sicherlich nicht schaden.