Diesseits von Gut und Böse: Entgleister Kreativschub

Nr. 46 –

Wer aufrütteln möchte, greift gern zu Symbolen. So lieben es Grüne, erdähnliche Ballone fotogen in die Luft zu werfen, andere bevorzugen wurmstichige Äpfel.

Mit einer symbolisch gemeinten Kampagne watet jetzt die Stiftung Pro Senectute durch die Fettnäpfe der Nation: Vergessen zwischen Gerümpel, sitzt eine traurige alte Dame auf einem Estrich, darüber der Slogan: «Senioren gehören entsorgt», in dem die Vorsilbe «ent» durch «um» ersetzt wurde.

Man fragt sich, was das Kreativteam der zuständigen Werbeagentur geraucht hatte, als ihm das Sujet einfiel. Das Zeug muss jedenfalls so stark gewesen sein, dass man auch die Zuständigen der Pro Senectute, sonst eher als nüchtern bekannt, einnebeln konnte.

Die Kampagne soll zum Spenden anregen. Doch die Alten sind jetzt sauer, weil sie weder ent- noch umsorgt, sondern bloss als vollwertig und gleichberechtigt wahrgenommen und behandelt werden wollen, schrieb jemand auf Twitter.

Jenen, die in dem Estrich ein Symbol fürs Altersheim erkennen wollen, sei unter www.stadt-zuerich.ch/gud/de/index/departement/medien/medienmitteilungen… die Lektüre einer Umfrage bei BewohnerInnen der Zürcher Alterszentren ans Herz gelegt, die «hohe bis sehr hohe Zufriedenheitswerte» ergab: «Zentral dafür ist der wertschätzende Kontakt mit den Mitarbeitenden.»