WOZ News

Nr. 46 –

Mundartliche

«Der bolivianische Präsident beucht sich dem Druck von Polizei und Militär», schrieb der «Tages-Anzeiger». Das erinnerte uns daran, dass es nun mal Gegenden gibt, in denen sich der Mensch dialektbedingt beucht statt beugt. So liess schon Goethe sein Gretchen frankfurtisch reimend beten: «Ach neige, Du Schmerzenreiche, Dein Antlitz gnädig meiner Not!» Auch wir neichen uns in Demut.

Singuläre

«Erneut hat im Wallis die Erde gebet», meldete SRF. Damit erweist sich das katholische Wallis als letzte Zone, in der sich die Gaia-Hypothese eindrücklich belegen lässt: Nur noch hier findet Mutter Erde mit ihrer Biosphäre zum gemeinsamen Gebet.

Vielseitige

Zur Biosphäre gehören natürlich auch unsere Nutztiere, die gemäss dem Prospekt einer Stiftung für ökologische Entwicklung immer wieder überraschende Fähigkeiten entfalten: «Ausserdem liefern die Begleitpflanzen nährstoffreiches Futter, das dem eigenen Vieh verfüttert oder verkauft werden kann.» Jetzt wo das Weihnachtsgeschäft anläuft, ist kaufkräftiges Vieh ja wieder ganz besonders gefragt.

Wirksame

Im Zürcher Tram wirbt ein Fitnessinstitut für sein Training mit «Elektromuskelstimulation» und dem Zusatz: «Jetzt zum unglauchblichen Preis». Die Geschicklichkeit, mit der die zu bearbeitende Körperzone hier assoziativ eingebettet wird, können wir nur bewundern.

Anatomische

Im «Zürcher Unterländer» kommentierte ein Redaktor die entlarvende Polemik der SVP gegen die grüne Ständeratskandidatin. Die Partei sei nach den Wahlen so ratlos, «dass führende Köpfe nun wild um sich schlagen». Das! Wollen! Wir! Sehen! Subito!

Rachsüchtige

WOZ-Leser H. stiess auf ein kalligrafisch sehr schön von Hand gestaltetes Schild mit dem Hinweis, im Gebäude tage die «Zürcher Urulogengesselschaft». Da die ebenfalls aufgeführte «Fachstelle Kultur und Kulturförderungskommission» völlig fehlerfrei daherkam, vermuten wir beim Schreibenden eine persönliche Animosität gegen die gemeinte medizinische Fachrichtung.

Langfristige

Im Frühjahr 2020 übernimmt ein neuer Chef das Bundesamt für Wohnungsbau, dessen Standort von Grenchen nach Bern verlegt werden soll, berichtete die NZZ: «Den Umzug wird er gleich selbst leiten können, geplant ist er für Ende 2121.» Wir wünschen dem Mann viel Kraft und Durchhaltevermögen!

Verfremdete

«Eröffnet wurde der Spielbetrieb durch die Theatergruppe Il Soggetto von Franziska Kohl und Buschi Luginbühl», schrieb das «Tagblatt der Stadt Zürich» zum Dreissig-Jahr-Jubiläum des Theaterhauses Gessnerallee. Leserin T. erkannte: Da fehlt ein «und». Wir hoffen, dass die Geschichtsvergessenheit, die den Namen der legendären Regisseurin Franziska Kohlund zu Gemüse verkürzte, nichts mit den aktuellen Besitzverhältnissen der Gratiszeitung zu tun hat.

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