Agenda

Nr. 47 –

Hommage an zwei Frauen

«Ich habe manchmal das Gefühl, ich bin kein richtiger Mensch, sondern auch irgendein Vogel oder ein anderes Tier in Menschengestalt; innerlich fühle ich mich in so einem Stückchen Garten wie hier oder im Feld unter Hummeln und Gras viel mehr in meiner Heimat als – auf einem Parteitag.» Dies schrieb die Sozialistin Rosa Luxemburg 1917 in einem Brief aus dem Gefängnis an Sonja Liebknecht.

Die Schweizer Autorin und Musikerin Melinda Nadj Abonji hat sich intensiv mit den Texten Luxemburgs auseinandergesetzt, die 1919 ermordet wurde. Diese stehen im Zentrum des neuen Projekts, das Nadj Abonji gemeinsam mit der Pianistin Simone Keller und dem Posaunisten Michael Flury am Unerhört-Festival präsentiert. «Mit allen zehn Fingern dem Weltklavier in die Tasten fallen, dass es dröhnt» lautet der Titel des Programms, das eine Hommage an Rosa Luxemburg sowie an die russische Komponistin Galina Ustwolskaja ist, deren Kompositionen die vorgetragenen Texte umrahmen.

Zu weiteren Highlights des vielfältigen Jazzfestivals gehören der Soloauftritt der Schweizer Bassistin Martina Berther, der Londoner Saxofonist Evan Parker und die slowenische Pianistin und Komponistin Kaja Draksler.

Unerhört! Ein Zürcher Jazzfestival in: Zürich diverse Orte, Sa, 23. November 2019, bis So, 1. Dezember 2019. www.unerhoert.ch

Wie die Aare

Das dreitägige Festival Saint Ghetto in der Berner Dampfzentrale gehört mittlerweile zur Stadt wie die Aare, die gleich neben der Dampfzentrale vorbeifliesst. «Fucking water is my life», singt Eartheater alias Alexandra Drewchin. Die Performerin und Musikerin aus Queens, die ihre Musik «rücksichtslos romantisch» nennt, überzeugte bereits letztes Jahr mit ihrer Liveperformance in der Dampfzentrale. Sie wird sich wohl auch bei diesem Auftritt – gleich neben dem Fluss – putzlebendig fühlen.

Aus London reist der Sänger Ghostpoet mit einer vierköpfigen Band an, derweil der Engländer Conrad Lambert alias Merz, der sich aus seinem Popstardasein der neunziger Jahre befreit und sieben Jahre in Bern gelebt hat, aus dem kalifornischen Joshua Tree für einen Auftritt in seine frühere Wahlheimat kommt, und die Bielerin Rea Dubach, die sich in Island aufgehalten hat, ihr neue Platte, «Gói», tauft. süs

Saint Ghetto in: Bern Dampfzentrale, Do–Sa, 21.–23. November 2019. www.dampfzentrale.ch

Junge Regisseurinnen

Beide Filme beschäftigen sich mit Macht und Unterdrückung, und beide wurden dieses Jahr an den Jugendfilmtagen mit einem Preis ausgezeichnet: Der Kurzspielfilm «Über die Linie» von Nora Luz erzählt von Max, der von seinen MitschülerInnen sowie dem Lehrer gemobbt wird, weil er homosexuell ist. Im Dokumentarkurzfilm «Elle» setzen sich acht junge Regisseurinnen damit auseinander, was es heisst, als Frau den gängigen Machtstrukturen ausgesetzt zu sein, in denen Übergriffe zum Alltag gehören. Das Basler Stadtkino zeigt diese beiden Filme sowie vier weitere Kurzfilme von jungen Basler Filmemacherinnen.

Mit Nora Luz, Annika Lutzke und Sarah-Louisa Rohrer sind drei Regisseurinnen anwesend und erzählen über ihr Schaffen. Stéphane Mitchell, Drehbuchautorin und Kopräsidentin von Swan, dem Swiss Women’s Audiovisual Network, ergänzt die Runde. Sie spricht über die Arbeit und die Ziele von Swan zur Förderung von Schweizer Frauen in der Filmbranche sowie über die konkreten Massnahmen, die es braucht, damit diese Ziele erreicht werden.  süs

Basler Filmtreff: «Junge Frauen machen Filme. Neue Talente im Gespräch» in: Basel Stadtkino, Mi, 27. November 2019, 18.30 Uhr. www.stadtkinobasel.ch