Im Affekt: Achtung, Pandemiealarm!

Nr. 4 –

Schlimm genug: Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs sind für bis zu siebzig Prozent aller Todesfälle verantwortlich. Bislang ging man davon aus, dass sie durch eine Kombination von genetischen und Umweltfaktoren sowie dem Lebensstil verursacht werden. Immer stärker im Fokus stehen dabei sich epidemisch ausbreitende Krankheiten wie Adipositas, Diabetes oder ein chronischer Reizdarm. Und die Rolle, die das Mikrobiom dabei spielt.

Wie, das kennen Sie nicht? Früher sprach man von der Darmflora, mittlerweile weiss man: Zum Mikrobiom gehören nicht nur rund hundert Billionen Bakterien, sondern auch Pilze und Viren, die nebst Darm auch Haut, Mund und Vagina besiedeln. Rund zwei Kilogramm dieser Mikroorganismen trägt jede und jeder mit sich herum. Dass die Wissenschaft vom Mikrobiom als einem Organ spricht, hat aber andere Gründe – halten Sie sich fest: Sie findet immer mehr Zusammenhänge zwischen einem gestörten Mikrobiom und Krankheiten. Besonders deutlich ist dies bei Adipositas, entzündlichen Darmerkrankungen, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, aber auch neurologische Krankheiten wie Angstzustände konnten in verschiedenen Studien mit dem Mikrobiom assoziiert werden.

Und jetzt kommts faustdick, wie ein internationales Forschungskonsortium zum Mikrobiom eben publik gemacht hat: All diese Erkrankungen könnten von Mensch zu Mensch übertragbar sein. Denn zahlreiche Laborstudien weisen nach, dass ein gesunder Organismus erkrankt, wenn man ihm ein «krankes» Mikrobiom einpflanzt. So wurden ursprünglich schlanke Mäuse dick, nachdem sie das Mikrobiom einer fettleibigen Maus erhalten hatten. Und die Hinweise auf eine generelle Übertragbarkeit des Mikrobioms verdichten sich. Belegt ist etwa, dass Labortiere, die statt einzeln in Gruppen gehalten werden, erst ihr Mikrobiom und danach sogar ihr äusseres Erscheinungsbild einander anpassen. Das, so ein am Konsortium beteiligter Forscher, könnte auch unter Menschen geschehen, «zum Beispiel durch intensive soziale Kontakte oder in gemeinsamen Wohnungen». Müssen wir uns fürchten?

Und wir ahnen: «Hundchen wie Herrchen» ist nicht bloss ein blöder Spruch …