Diesseits von Gut und Böse: Die aus dem Lippenstift schiessen

Nr. 8 –

«Mit den Waffen einer Frau» war der deutsche Titel eines Films mit Brigitte Bardot aus dem Jahr 1958. Ich habe ihn nie gesehen. Und eigentlich hoffte ich, diesen «Waffen», die der längst vergangenen Blütezeit charmierender Schwerenöter entstammen, nie wieder begegnen zu müssen. Der im Jahr 2003 hundertjährig verstorbene Komiker Bob Hope soll es so gesagt haben: «Wenn eine Frau sich die Lippen nachzieht, so ist das, wie wenn ein Soldat sein Maschinengewehr putzt.»

Doch es ist nicht vorbei. Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, liegt jetzt das traditionelle Eheleben wieder im Trend. Unter dem Hashtag #tradwife beschreibt eine Britin regelmässig, wie sie als Frau an seiner Seite und Mutter eines Sohnes Erfüllung und Glück findet, nachdem sie ihren Job aufgegeben hat. Mit allem, was dazugehört: kochen, backen, braten, putzen, um ihn am Abend mit einem Tupfer Parfüm hinter den Ohren liebevoll zu empfangen.

Von mir aus kann wirklich jede Frau ihr Leben so gestalten, wie sie will. Und es gibt eine Menge Jobs, denen auch ich den Haushalt vorzöge. Blöd ist nur, wenn der Gatte zu wenig verdient, um die ganze Herrlichkeit allein zu finanzieren, sich scheiden lassen möchte oder gar stirbt – was ich ihr bestimmt nicht wünsche.

Um #tradwife zu spielen, muss übrigens keine nach England. Und wie eine NZZ-Kolumnistin gerade erläuterte, verhilft einer Frau auch die richtige Gattenwahl zur Gleichstellung. Wenn sich eine drüber beschwert, dass er nie im Haushalt hilft, hat sie halt vor der Heirat nicht richtig hingeguckt.

Vielleicht waren derart Geblendete damals auch zu sehr mit ihrem persönlichen Waffenarsenal beschäftigt, das dieselbe Kolumnistin vor zwei Jahren so beschrieb: «Keine Frau kann leugnen, dass Absätze, ein feinstoffliches Kleid, rote Lippen eine Wirkung haben können.»

Das tut ja auch keine, genauso wenig, wie sie die Wirkung von knackigen Männerhintern in engen Jeans leugnen würde. Und wenn deren Besitzer weniger Maschinengewehre putzen würden, wären sie noch sexyer.