Diesseits von Gut und Böse: Die Colatrinkerinnen*

Nr. 11 –

Zum Internationalen Tag der Frau gestalteten «SonntagsZeitung» und «20 Minuten» je eine ganze Ausgabe im generischen Femininum. Jede Mehrzahl von Menschen – wie Patientinnen oder Gärtnerinnen – wurde in der weiblichen Form gebildet, unabhängig davon, ob die Gruppe auch Männer einschloss. Mehrheitlich üblich ist ja die männliche Mehrzahl, die vorgibt, Frauen und alle anderen mitzumeinen.

In der so gestalteten «SonntagsZeitung» fiel vor allem auf, dass eigentlich gar nichts auffiel. So dachte ich beim Lesen des Satzes «Jetzt gibt es eine kleine Hoffnung für Prämienzahlerinnen mit hohen Franchisen» keinen Moment darüber nach, ob nur Frauen hoffen dürften. Davon abgesehen, dass ein, zwei Autoren ausscherten, war die Änderung von sympathischer Unauffälligkeit und wäre nach Jahrhunderten des generischen Maskulinums auch fällig.

In «20 Minuten» sah das «Sprachexperiment» so aus: Hinter jeder femininen Mehrzahl stand ein *, aber nicht als «Gendersternchen», das die LGBT-Community einbeziehen soll, sondern als Hinweis auf die Fussnote an jedem Seitenende: «* Auflösung auf den Seiten 26/27».

Dort fand sich links ein lesenswertes Interview mit einer Sprachwissenschaftlerin, rechts erhob sich eine «feministische» Coca-Cola-Flasche – angefüllt mit weiblichen Pluralformen. Das «Sprachexperiment» entpuppte sich als «Sponsored Content».

Zeit für ein Geständnis: Seit über dreissig Jahren erhalten WOZ-JournalistInnen fürs grosse I jede Menge Kohle. Der Sponsor will anonym bleiben.