Im Affekt: Vorsicht vor den Philanthropen!

Nr. 16 –

Keine Krise ohne KrisengewinnlerInnen, wie gegenwärtig etwa der Fall Bill Gates belegt. Der frühere Microsoft-Chef erfreut sich viel öffentlicher Präsenz; kaum ein grösseres Medium, das den 64-Jährigen nicht lobend erwähnt oder als Experten interviewt hätte.

Gates hat früh vor einer Pandemie gewarnt; auf Youtube ist ein Vortrag von ihm aus dem Jahr 2015 zu sehen, in dem er in prophetischen Worten das Szenario einer globalen Seuche mit Millionen Toten skizziert. Diese Story liest sich gut, und so darf Gates nun allerorten kundtun, wie lange der Lockdown noch nötig sei oder was getan werden müsse, um dem Globalen Süden gerade jetzt beizustehen.

Letzterer liegt ihm seit jeher am Herzen. 2008 gab er die Geschäfte bei Microsoft ab, um sich gemeinsam mit seiner Frau ganz der Bill and Melinda Gates Foundation zu widmen, die sich der Armuts- und Krankheitsbekämpfung verschrieben hat. Irritierend ist allerdings, dass die Stiftung 2019 ausgerechnet den autoritär regierenden indischen Premier Narendra Modi mit einem ihrer «Global Goal Awards» ehrte. Zudem geht aus einer Mitte März veröffentlichten Recherche der US-Zeitschrift «The Nation» hervor, dass die Stiftung offenkundig in der Überzeugung operiert, die Förderung von Privatunternehmen sei das beste Mittel zur Armutsbekämpfung. Entsprechend wanderten viele Hundert Millionen US-Dollar an Konzerne wie Vodafone, Mastercard oder Novartis – an denen die Stiftung zum Teil selbst Anteile hielt. Ausserdem unterstützt sie Lobbyorganisationen, die sich für einen strikten Patentschutz einsetzen, was wiederum Medikamente im Globalen Süden verteuert.

Vor allem aber verschafft die Stiftung Gates öffentliches Gehör und damit politischen Einfluss. Davon zehrte er, als er kürzlich Elizabeth Warren attackierte: Die US-Demokratin hatte für die Einführung einer Vermögenssteuer plädiert, was natürlich ein schwerer Schlag für steinreiche «Philanthropen» wie Gates und Co. wäre.

Wer weiss, vielleicht landet Gates sogar noch im Weissen Haus. Das haben ja schon ganz andere geschafft.