Im Affekt: Pumpt Geld in die Alma Mater!
«Covid-19: Kann die Forschung auf Sie zählen?» Ein Mail mit diesem Betreff landete dieser Tage bei Zehntausenden Mitarbeitern, Studentinnen und Alumni der Uni Zürich. Absender: die UZH Foundation. Mit der Suggestivfrage appelliert die Stiftung nicht einfach an die mittlerweile wohlfeile Solidarität. Sie will handfeste Kohle. Nicht ein paar Fränkli, nein, hundert Franken sollten es schon sein für den extra geschaffenen «Pandemiefonds».
Mit dem Crowdfunding zündet die Uni Zürich nach gesponserten Lehrstühlen (endlich: Muttermilchforschung dank Sponsor, der Stillprodukte herstellt) und ganzer Institute wie dem UBS Center for Economics in Society die nächste Stufe zur Einwerbung von Drittmitteln. Das ist strategisch ebenso folgerichtig wie befremdlich. Klar, die ausgewählten Forschungsprojekte, die dank privater Finanzierung «beschleunigt» werden sollen (mehr Kohle macht mehr Feuer unterm Hintern?), sind gut und wichtig. So soll etwa schweizweit wiederholt und nach einheitlichen Standards getestet werden, wie sich die Immunität gegen das neue Coronavirus entwickelt. Aber warum mit hochglanzpolierter PR das Blaue vom Himmel versprechen und Forschungsergebnisse in Aussicht stellen, die «schlagartig eine Kehrtwende für die gesamte Schweiz bedeuten, ja sogar weltweit diese Krise zum Stoppen bringen»? Weshalb die FAQ-Rubrik eröffnen mit «Welche Zahlungsmöglichkeiten habe ich?», gefolgt vom Hinweis, dass die Spende von den Steuern abgezogen werden kann?
Und vor allem: Warum ist dieses Crowdfunding begleitet von einer solchen Geringschätzung der öffentlich finanzierten Forschung? «Die vom Bund über den Schweizer Nationalfonds zur Verfügung gestellten Covid-19-Forschungsgelder über 5 Millionen für alle Schweizer Universitäten werden bei weitem nicht reichen», wird da behauptet. In Wahrheit ist dieser Betrag doppelt so hoch. Der Nationalfonds hat Mitte April auch ein Nationales Forschungsprogramm «Covid-19» im Umfang von zwanzig Millionen Franken lanciert. Und das, liebe BürgerInnen, ist dank der Unterstützung durch Ihre Steuergelder zustande gekommen.
Frech: Manche SpenderInnen geben weniger als nahegelegt. Etwa Sophie aus Dübendorf (51 Franken).