Im Affekt: Flieget, freie Schweizer, flieget!
Ausgerechnet jetzt, wo die Sommerferien vor der Tür stehen, klettern auch die Zahlen der täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus wieder in die Höhe. In Zürichs Partyszene gehen gar die Superspreader um. Zum Glück weiss die «SonntagsZeitung» Rat. «Schweizer flüchten auf die Inseln», titelt das Blatt und meint eigentlich: «Schweizer, flüchtet auf die Inseln!» Schliesslich sind Hotelferien in der Schweiz für Familien eh zu teuer, wie ein verzweifelter Vater von zwei Kindern zu Protokoll gibt. Wie schön also, dass «das Flugangebot von Tag zu Tag dichter wird» und Reisebüros wie ITS Coop, Hotelplan, Kuoni und Helvetic Tours mit einer «grossen Auswahl an Destinationen und Hotels» und natürlich «attraktiven Preisen» locken, die jene in der Schweiz «deutlich unterschreiten».
Dass der vermeintlich klamme Familienvater Chef von ITS Coop ist? Geschenkt. Dass er behauptet, dem All-inclusive-Paket mit Flug, Hotel und Mahlzeiten für weniger als 3000 Franken die Woche könne die Hotellerie in den Schweizer Bergen nicht Paroli bieten? Mit ein paar Rechercheklicks zu widerlegen. Dass die «SonntagsZeitung» gleich mit Beispielen für «günstige Inselferien» für eine vierköpfige Familie auf Rhodos, Kreta oder Zypern aufwartet, die mit einem Klick aufgerufen und gebucht werden können? Spiegelt wohl das neue Verständnis von Journalismus in der TX Group.
Da ist der «Blick» tags darauf wenigstens transparent, wenn auch er für Ferien auf den griechischen Inseln, Zypern oder Mallorca wirbt. Immerhin weist er darauf hin, dass der Text «in Kooperation mit Hotelplan» entstanden und «von diesem bezahlt» worden ist. Dazu der Gratistipp: Besser genügend Masken und Desinfektionsmittel mitnehmen und darauf gefasst sein, dass einem zur Begrüssung am Flughafen die Temperatur gemessen wird und man zum Coronatest antraben muss.
Dazu Familienvater Eric Gujer (kinderlos): «Lieber Seuche als Sozialismus!»