#digi: Digitale Wegelagerei

Nr. 34 –

1984 produzierte Apple einen ikonischen Werbespot: In Anlehnung an George Orwells Dystopie lehnte sich der aufstrebende Digitalkonzern darin gegen die Marktdominanz und die drohende Gefahr von IBM auf – der «Grosse Bruder, der sich die Welt unterwerfen will». Steve Jobs warnte damals vor der allumfassenden Macht des Hardwareherstellers: «Wird IBM das gesamte Informationszeitalter dominieren?»

Das Schicksal hat sich mittlerweile gewendet. Denn heute gehört Apple selbst zu den wenigen Konzernen, die das gesamte Informationszeitalter kontrollieren. Auch weil über den App Store – den einzigen Ort, wo iPhone-NutzerInnen ihre Apps beziehen können – eine ganze Menge Geld nach Cupertino fliesst. Dreissig Prozent des Umsatzes verlangt Apple, wenn Hersteller ihre Apps anbieten wollen. Das Gleiche gilt bei Google Play, dem App Store für Android-Smartphones.

Gegen diese Praxis wehrt sich nun Epic Games. Der Hersteller des mit 350 Millionen registrierten NutzerInnen seit längerem extrem beliebten Spiels «Fortnite» hat in einem Update kurzerhand eine Möglichkeit geschaffen, Bezahlungen ausserhalb des App Store zu tätigen – und damit den ganzen Profit einzuheimsen. Schnurstracks entfernten Apple und Google das Game aus ihren Stores. Als Antwort reichte Epic Games in den USA Klage gegen Apple und dessen «totales Monopol» ein. Gleichzeitig veröffentlichte der Spielehersteller eine Parodie des ikonischen Werbespots von 1984, in dem GamerInnen nun aufgerufen werden, Epic Games im Kampf gegen die Techkonzerne zu unterstützen.

Natürlich ist dies nicht einfach eine David-gegen-Goliath-Geschichte. Immerhin machte Epic Games im letzten Jahr allein mit dem Spiel «Fortnite» fast zwei Milliarden US-Dollar Umsatz. Die Firma gehört also selber zu den Giganten der Industrie. Interessant ist der Schlagabtausch dennoch, weil er den Fokus auf die Monopolstellung der Geräte- und Softwarekonzerne legt. So bezeichnete der demokratische US-Abgeordnete David Cicilline die Praxis von Apple und Google als «Wegelagerei». Wer sich nicht unterwirft, erhält keinen Zugang zum Markt. Ein Ausgang zugunsten von Epic Games wäre also ganz unabhängig von Antipathien gegen den Spielegiganten ein positiver Präzedenzfall.