Im Affekt: Zoff im «friedvollen Quartierschulhaus»

Nr. 37 –

Schlimmes passiert zurzeit in Bern, der laut NZZ «linkesten Grossstadt der Schweiz»: Es gibt einen «Kreuzzug gegen vermeintliche rassistische Kunst»: «Der Stadtregierung und einer Entourage aus Rassismusexpertinnen, Kolonialismusforschern, Migrationspädagoginnen ist es gelungen, einen halben Quadratmeter Kunst am Bau – der in der Wahl seiner Sujets unbestritten nicht mehr in die Zeit passt, aber seit 1949 keinen nachgewiesenen Schaden angerichtet hat – als eine für die Bevölkerung akut gefährliche, hochtoxische rassistische Altlast zu dämonisieren», so Tamedia-Journalist Michael Marti. Was ist passiert?

Seit 2019 sorgt ein Wandbild in einem Berner Schulhaus für Diskussionen. Das von den Berner Künstlern Eugen Jordi und Emil Zbinden 1949 gestaltete Wandalphabet bildet alle Buchstaben mit einem Tierbild oder einem Artefakt ab – nur bei N, I und C sind stereotyp gezeichnete Gesichter von Menschen zu sehen. Die Stadt suchte in einem Wettbewerb künstlerische Arbeiten, «die das rassistisch geprägte Werk kritisch und zeitgemäss einordnen». In der Zwischenzeit übermalten Unbekannte die Tafeln N, I und C mit schwarzer Farbe – und dies in diesem «friedvollen Quartierschulhaus». Hier «wohnt gehobener Mittelstand, der talentierte und fleissige Kinder in die Primarstufe schickt». Dass nun ausgerechnet dieses Schulhaus «dauernd mit dem Schlagwort Rassismus in Zusammenhang gebracht» wird, empört den Schulleiter, der in Martis Text ausgiebig zu Wort kommt und die Behörden kritisiert. Dass dieser selber in der Wettbewerbsjury sitzt, verschweigt Marti, wie vieles andere auch: Denn dass das Werk rassistische Stereotypen abruft, ist Fakt, darin sind sich die oben erwähnten ExpertInnen mit der Stadt sowie mit dem Förderverein Emil Zbinden einig. Jürg Spichiger, Mitglied des Fördervereins, sagte in einem Interview: «Diesbezüglich waren Jordi (…) und Zbinden nicht auf der Höhe der Zeit.»

Doch mit solchen Informationen lässt sich kein journalistischer Kreuzzug gegen die «linkeste Grossstadt der Schweiz» führen.

«Doch nichts ist mehr, wie es war», schreibt der verzweifelte Journalist.