Agenda

Nr. 45 –

Die Wut wegtanzen

In unsicheren Zeiten verspricht das Körperliche Trost. Doch was, wenn das Körperliche selbst am Ursprung dieser Unsicherheit liegt? Einen Ausweg aus dem Paradox bietet der Tanz. Im Tanzhaus Zürich bündeln vier PerformerInnen unter der Leitung von Valerie Reding «ihre Wut und Verzweiflung angesichts der Ungerechtigkeiten, die sie in unserer Gesellschaft erleben», zu einem Erlebnis, das Gewalt, Geschlechterrollen und Diskriminierung thematisiert. Die Performance definiert das zynische Akronym m. a. d. aus dem Kalten Krieg  von «mutually assured destruction» zu einer «mutually affirmed deviance» um: einer Aufforderung zur Abweichung und zum Ausbruch. Die Künstlerin Nora Smith kreiert zu jeder Performance einen Livestream, der die ZuschauerInnen die Performance auch von zu Hause aus erfahren lässt.

Valerie Reding: «m.a.d. – mutually affirmed deviance» in: Zürich Tanzhaus, Do–Sa, 5.–7. November 2020, jeweils 20 Uhr, So, 8. November 2020, 18 Uhr. www.tanzhaus-zuerich.ch. Videostreams zu den selben Zeiten auf vimeo.com/user17476249 .

Blüten des Geschlechts

Auch wenn sich gewisse Viren oder politische Geschehnisse manchmal in den Vordergrund drängen, vermag doch kaum etwas dermassen die Gemüter zu erhitzen wie die Frage nach dem Geschlecht. Mit einer kürzlich eröffneten einjährigen Ausstellung möchte das Stapferhaus in Lenzburg «Gelassenheit in eine überhitzte Debatte bringen und vom Streit zum Dialog führen». Mitunter dank farbenfroher Blütensymbolik soll ein «sinnlicher, inspirierender Raum» für eine «spielerische Auseinandersetzung» geschaffen werden, in der alle – jung, alt, Frau, Mann und dazwischen – eine Stimme erhalten.

«GESCHLECHT. Jetzt entdecken» in: Lenzburg Stapferhaus, Di–So, 9 bis 17 Uhr. Die Ausstellung läuft bis am 31. Oktober 2021. www.stapferhaus.ch

Vernetzte Nation

Eine Geografie, die das Digitale nicht miteinbezieht, ist unvollständig: Ein Leben ohne permanenten Zugang zum elektronischen Datenverkehr ist für die meisten unvorstellbar geworden. Wissenszugriff, Unterhaltung, Warenkonsum und «Sicherheit» durch Überwachung sind untrennbar von jenem unsichtbaren, aber allgegenwärtigen Netz geworden. In Zusammenarbeit mit dem Architekturforum Zürich thematisiert das Collegium Helveticum in seiner Ausstellung «Wired Nation» die «Organisation, Steuerung und Bewirtschaftung von Prozessen der digitalen Schweiz» und macht dabei widersprüchliche Dynamiken sichtbar. Begleitend dazu erscheint das Buch «Data Centers. Edges of a Wired Nation».

«Wired Nation – Landschaft, Architektur, Infrastruktur» in: Zürich Collegium Helveticum, Mi–Sa, 14–18 Uhr, Eintritt frei. Die Ausstellung läuft bis am 12. Dezember 2020.

«Data Centers. Edges of a Wired Nation», Monika Dommann, Max Stadler und Hannes Rickli (Hrsg.), Lars Müller Publishers, 2020.