Agenda
Schwarze Welle
Nouvelle Vague in Dalmatien: Als Lordan Zafranovic mit seinem Erstling «Sonntag 2» (1969) das rebellische Lebensgefühl in seiner Heimatstadt Split einfängt, wird der Film von der kroatischen Zensurbehörde prompt mit einem Aufführungsverbot belegt. Später, zwischen 1978 und 1986, warnt er mit seiner Kriegstrilogie vor dem aufkommenden Nationalismus in Jugoslawien, wobei seine Filme, die nach Cannes und Venedig eingeladen werden, in seiner Heimat teils als «antikommunistisch» gebrandmarkt werden. Und als ihn Kroatiens nationalistischer Präsident Franjo Tudjman 1991 zum Landesverräter stempelt, flüchtet der 47-jährige Regisseur ins Ausland, im Gepäck den Rohschnitt eines Films, den er dann im Exil fertigstellt: «Der Jahrhundertuntergang (Das Testament des L. Z.)» (1993), eine schonungslose Abrechnung mit Kroatiens faschistischer Vergangenheit und mit dem Geschichtsrevisionismus unter Tudjman.
Bei uns noch kaum bekannt, wird Zafranovic jetzt im Stadtkino Basel mit einer Werkschau geehrt. Zum Auftakt gibts auch Gespräche mit dem Regisseur, in der Retrospektive sind dann insgesamt neun lange und drei kürzere Filme zu entdecken – darunter die Frühwerke aus der sogenannten Schwarzen Welle des jugoslawischen Kinos, aber auch neuere Filme wie eben der über dreistündige «Jahrhundertuntergang» oder die «Symphonie der Himmelsstadt» (2003), ein Essayfilm über Schanghai.
Lordan Zafranovic in: Basel, Stadtkino, bis 30. November 2020, Programm siehe www.stadtkinobasel.ch. Gespräche mit dem Regisseur: Do, 12. November 2020, 19 Uhr, im Literaturhaus; Fr, 13. November 2020, 16.30 Uhr, im Stadtkino, im Anschluss an «Symphonie der Himmelsstadt».
Gesungene Reden
Reden werden in der Regel geschwungen, aber wie mag es klingen, wenn sie stattdessen gesungen werden? Auf der Schwelle zwischen Sprechen und Singen ist Till Löfflers Kammeroper «Redensingen» angesiedelt. Dabei geht es nicht allein um die Menschenrechtsfragen, die in den hier vertonten Reden aus den letzten fünfzig Jahren angesprochen werden, sondern auch um die Musikalität rhetorischer Effekte.
Nach der Uraufführung im Zürcher Sogar-Theater ist die Produktion jetzt im Gare du Nord in Basel zu erleben.
«Redensingen» in: Basel, Gare du Nord, Mi–Fr, 18.–20. November 2020, jeweils 20 Uhr. www.garedunord.ch