#digi: Bye-bye, Flyby

Nr. 47 –

Diese kurze Geschichte zeigt, wie schnell sich digitale, datengestützte Dienstleistungen in Luft auflösen, wenn wir aktiv der Verwendung unserer Daten zustimmen müssen. Und sie zeigt, warum DatenschützerInnen darauf pochen, Opt-in zum Standard zu machen.

Strava ist vielleicht das grösste soziale Netzwerk für SportlerInnen. Über siebzig Millionen Menschen teilen darauf ihre Läufe, Velofahrten und Trainingseinheiten – inklusive GPS-Daten, Herzfrequenz, Körpertemperatur, Schrittkadenz, Wattleistung. Was die Fitnessuhr am Handgelenk aufzeichnet, landet in der Datenbank. Anschliessend können sich die TeilnehmerInnen gegenseitig «Kudos» für ihre Leistungen geben, Bilder teilen und Einträge kommentieren. Es gibt öffentliche Ranglisten für Streckensegmente, man kann Interessengruppen beitreten und die Entwicklung zu einem gesteckten Ziel verfolgen.

Und es gibt die «Flyby»-Funktion: Lade ich einen Lauf hoch, kann ich sehen, wer sonst noch zur gleichen Zeit in der Umgebung unterwegs war, wo sie gestartet sind, wo sie durchgelaufen sind. Im Idealfall lerne ich so neue LaufpartnerInnen aus meiner Nachbarschaft kennen. Doch Fremde können so auch herausfinden, wann ich jeweils meine Laufrunde in den dunklen Wald antrete und wo ich wohne. Die wenigsten wissen, dass es diese Funktion gibt – und deaktivieren sie auch nicht. Doch ein einziger Tweet und die entstehende Kontroverse genügten vor einigen Wochen dafür, dass Strava die Funktion jetzt standardmässig deaktiviert. Jetzt gilt: Opt-in statt Opt-out.

Das Resultat war vorhersehbar. Die Flyby-Karte ist jetzt eine ausgestorbene Wüste, denn nur wenige schalten die Funktion selber wieder ein. Und wenn niemand mitmacht, ist der Nutzen hinfällig. Bye-bye, Flyby! – die Privatsphäre hat ein bisschen triumphiert.

Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass Strava aufgrund der gesammelten GPS-Daten in die Kritik gerät. Denn Strava bietet auch eine öffentliche Weltkarte, auf der ersichtlich ist, wo am meisten gelaufen, gefahren und geschwommen wird. Mit dem Effekt, dass darauf 2018 auch geheime Militärbasen aufleuchteten. Der Grund: SoldatInnen hatten gedankenlos ihre Runden in Afghanistan, Syrien und Dschibuti auf Strava geladen und damit öffentlich geteilt.