Im Affekt: Krawall, Krawall!

Nr. 50 –

Hat es einen weiteren Beweis dafür gebraucht, dass raunender Gerüchtejournalismus und egomanische rechtsgedrehte SP-Politiker der demokratischen Debatte schaden? Nein. Nationalrat und Beinahebundesrat Thomas Aeschi hat diesen Beweis nun trotzdem nochmals für uns erbracht. Danke für nichts, Herr Aeschi! Danke für nichts auch an die SRF-«Arena», die ihm dafür eine attraktive Bühne bot. Am einfachsten ergattert man sich scheints ein Ticket links und rechts von «Arena»-Dompteur Sandro Brotz, indem man vorab möglichst laut Krawall macht. Zum Beispiel indem man, wie Aeschi, twittert, die «Migranten» seien an den vollen Intensivstationen schuld. Seine Quelle: ein Artikel der «Basler Zeitung», der ungeprüfte Gerüchte verbreitete. Im «Arena»-Kreuzverhör spulte Aeschi dann mehrfach dieselben zwei Sätze ab: Das Tamedia-Blatt «BaZ» sei eine seriöse Quelle – und der Zürcher Regierungsrat Mario Fehr, der ebenfalls Richtung AusländerInnen in den Intensivbetten geschossen hatte, sogar ein SPler. Ohne Fehr oder «BaZ» hätte es diese Pseudodiskussion also nie gegeben. Und man hätte stattdessen unter dem reisserischen Sendungstitel «Masken, Massnahmen, Missmut – kippt die Stimmung?» angriffig über die gekippte Stimmung und den Missmut beim eifrig beklatschten, sonst aber im Stich gelassenen Pflegepersonal diskutieren können. Und über die Frage, wie viele AusländerInnen in Pflege- und anderen Berufen an der Ansteckungsfront gerade den Preis für die missratene Schweizer Coronapolitik bezahlen.

Eine Mustervorführung zur korrekten Entsorgung von politischen Lügen gab unlängst der ORF-Journalist Armin Wolf. Als Bundeskanzler Sebastian Kurz im Live-Interview scheinheilig behaupten wollte, er habe nicht die AusländerInnen für die steigenden Ansteckungszahlen verantwortlich gemacht, entzog Wolf ihm höflich, aber bestimmt das Wort: «Darf ich ausreden?» – «Bitte nicht, weil das, was Sie gerade sagen, stimmt nicht.» Dann war erst mal Ruhe im populistischen Karton.

Cédric Wermuths Versuch, Aeschi dazu zu bringen, etwas «zurückzunehmen», brachte wie einst auf dem Pausenplatz nichts.