Diesseits von Gut und Böse: Ganz gesunde Eliten

Nr. 8 –

Wann immer ich nach höflichen Worten suche, um zu beschreiben, wie Denken und Handeln mancher PolitikerInnen auf mich wirken, gerate ich an Grenzen. Vor zwei Monaten erlaubte ich mir mal, «grassierenden Schwachsinn» wahrzunehmen, worauf mir ein Leser schrieb, ich würde eine ableistische Sprache benutzen, weshalb er nichts mehr von mir lesen wolle.

Nun verstehe ich den Begriff «Ableismus» so, dass man Menschen aufgrund einer tatsächlich vorhandenen physischen oder geistigen Einschränkung diskriminiert. Litten zum Beispiel Altbundesrat Christoph Blocher und seine Tochter Magdalena an einer neurologischen Störung, die sie beide zwänge, aktuelle BundesrätInnen «Diktator» zu nennen, müsste man darauf natürlich Rücksicht nehmen. So wie ja auch Menschen mit dem Tourettesyndrom nichts dagegen tun können, ihre Umgebung ständig unflätig zu beschimpfen, weshalb ihnen auch niemand unterstellen würde, nicht alle Kerzen auf der Torte zu haben.

Aber auch wie die bürgerlichen Mitglieder der parlamentarischen Gesundheitskommission agieren, verwirrt mich. Hätte man bei ihnen eine zwanghafte Realitätsverweigerung aufgrund posttraumatischer Belastungsstörungen diagnostiziert, verlöre ich kein böses Wort darüber. Doch dass sie – ganz ohne entlastende Diagnose – mitten in der Pandemie den Bundesrat «entmachten» wollen, um wieder in der Beiz hocken zu können, lässt mich halt doch an ihrem Geisteszustand zweifeln.

Und dann sitzt im Bundesrat selbst ja auch noch einer, der sagt, er habe auf die zweite Covid-Impfung verzichtet, weil er «zäh» sei. Damit steht der Mann für Kraft, Kompetenz und Kreativität – für alles halt, was bürgerliche Pandemiepolitik so ausmacht.