Diesseits von Gut und Böse: Postroyale Chropfleerete
Man mag ja von Meghans und Harrys Auftritt bei Oprah Winfrey halten, was man will – eines wird klar: Wir haben alle Glück, nicht versehentlich in die königliche Familie eingeheiratet zu haben. Auch wenn sich die Exherzogin teilweise etwas gar naiv gab – nicht mal gegoogelt haben will sie ihren Prinzen und seine Familie im Vorfeld –, ist doch nachvollziehbar, warum sie nur noch wegwollte: Sich das Leben bei Hofe vorzustellen, weil man davon hört und liest, ist mit Sicherheit gänzlich anders, als sich diesem Leben mit allen Regeln und Ritualen real unterwerfen zu müssen.
Doch beim medialen Sturm, den das Interview mit den Exroyals ausgelöst hat, gehts ja nicht einfach um einen Familienkrach, sondern um sehr viel Geld und Politik. Denn zumindest den BefürworterInnen gilt das britische Königshaus mit der greisen Queen als Garant für den Frieden im Land, und das lassen sich britische SteuerzahlerInnen nach wie vor viel kosten. Und trotz symbiotisch-profitablem Stillhalteabkommen zwischen königlicher Familie und Boulevardpresse (siehe WOZ Nr. 45/2019 ) muss es furchtbar sein, in deren Mahlwerk zu geraten: In der britischen Presse wurde Meghan Markle von Anfang an als dunkle Verführerin des sonnigen Lieblingsenkels der Queen gehandelt.
Den grössten Aufruhr entfesselte ihre Aussage, während ihrer Schwangerschaft sei im Königshaus darüber gesprochen worden, welche Hautfarbe das Büblein wohl von seiner afroamerikanischen Mutter erben würde oder – klarer gesagt – ob die Nummer sieben in der Thronfolge am Ende Schwarz wäre.
Nun ist die Empörung gross. Aber dass man sich solche Fragen auch in royalen Familien stellt, ist nun wirklich keine Überraschung. Commonwealth und Diversität hin oder her – solche Fragen beschäftigen schliesslich grosse Teile der Bevölkerung in Europa. Und in der Schweiz.