Diesseits von Gut und Böse: Das modern(d)e Militär

Nr. 31 –

Mit dem flotten Claim «Sicherheit ist auch weiblich» will die Schweizer Armee Frauen in den Militärdienst locken: «Haben auch Sie Lust auf eine Herausforderung? Wir suchen Frauen wie Sie! Als Frau in der Armee sind Sie den Männern gleichgestellt.»

Die Schweizerische Offiziersgesellschaft (SOG) nutzte das Sommerloch, um sich erstmals offiziell für eine Wehrpflicht für Frauen auszusprechen, die «NZZ am Sonntag» zitierte den Präsidenten: «Es ist an der Zeit, dass beide Geschlechter im Militär dieselben Rechte und Pflichten haben.» Nun steht die SOG traditionell sicher nicht für emanzipatorischen Ehrgeiz und hat, was die Zivilgesellschaft betrifft, meines Wissens auch noch nie Gleichstellung angemahnt. Wenn sie sich also ausgerechnet jetzt für Geschlechtergerechtigkeit starkmacht, muss die Kacke am Dampfen sein. Oder zivilisierter ausgedrückt: Die jungen Männer laufen dem Militär massenhaft davon oder kommen gar nicht erst. Die Armee hat Personalmangel.

Nun hört man doch häufig, im Militär werde inzwischen ein zeitgemässer, kooperativer und sozialkompetenter Führungsstil gepflegt. Das erhoffte sich auch jener Neunzehnjährige, der in diesem Sommer zum Entsetzen seiner pazifistischen Familie hochmotiviert und voller Vorfreude in die RS einrückte.

Er muss in einer Kaserne gelandet sein, wo sich das mit dem modernen Führungsstil noch nicht so rumgesprochen hat. Schon in den ersten Tagen wurde ihm die Motivation mit sinnfreien Befehlen und willkürlichen Strafmassnahmen erfolgreich ausgetrieben. Jetzt will er sich für den Zivildienst bewerben. Ich bin mir sicher: Die Armee eignet sich weder für Frauen noch für Männer.

Sollte sich die SOG offiziell für Lohngerechtigkeit, bezahlte Care-Arbeit und eine Elternzeit, die diesen Namen verdient, einsetzen, denk ich noch mal drüber nach. Ein ziviler Dienst für alle wäre ja vielleicht was.