#digi: Löcher im Apfel

Nr. 33 –

Unter den IT-Konzernen galt Apple lange als Vorreiter für Privatsphäre. «Wir bei Apple glauben, dass Privatsphäre ein fundamentales Menschenrecht ist», rühmte sich CEO Tim Cook. So lässt sich auf dem iPhone mit ein paar Klicks verhindern, dass Apps Nutzungsdaten sammeln und weiterverwenden. Ebenso versprach Apple immer wieder, keine Hintertüren in die eigenen Geräte einzubauen, mit denen Behörden auf verschlüsselte Inhalte zugreifen könnten. Die Teflon-PR verschleiert, dass es solche Hintertüren längst gibt. Wer Bilder, Nachrichten oder Notizen verschlüsselt auf der iCloud speichert, hinterlegt bei Apple auch gleich noch den Schlüssel dazu.

Nun will Apple ein System ausrollen, um Bilder von Kindesmissbrauch auf dem Smartphone aufzuspüren. Dabei werden die eigenen Bilder analysiert und kryptografisch mit einer Datenbank bereits bekannter illegaler Inhalte abgeglichen. Gibt es genügend Treffer, werden die zuständigen Behörden informiert. Die Absicht ist nobel, die Folgen sind verheerend.

Denn das System schafft einen Präzedenzfall für gezielte Massenüberwachung. «Täuschen Sie sich nicht: Wenn Apple heute nach Kinderpornografie suchen kann, können sie schon morgen nach allem suchen», prophezeit Whistleblower Edward Snowden. Mit dem System lassen sich prinzipiell alle möglichen Bilder ausfindig machen. Können die Behörden erst einmal problemlos Millionen von Geräten nach verschlüsselten Bildinhalten durchsuchen, entstehen schnell neue Begehrlichkeiten. Entsprechend kritisiert auch die Electronic Frontier Foundation: «Letzten Endes ist selbst eine gründlich dokumentierte, sorgfältig durchdachte und eng abgegrenzte Hintertür immer noch eine Hintertür.» Und die Sicherheitsforscherin Sarah Jamie Lewis (siehe WOZ Nr. 45/2019 ) warnt: «Dadurch werden alle wie potenzielle Kriminelle behandelt und einer kontinuierlichen algorithmischen Überwachung ohne Befugnis und Grund ausgesetzt.»

Apple lässt sich von dieser Fundamentalkritik nicht vom Kurs abbringen. Die Neuerungen würden eine «privatere Welt ermöglichen», weil das System die Privatsphäre besser schütze als Alternativen, die illegale Inhalte erkennen. Das mag sein, ändert aber an der Zersetzung der Privatsphäre nichts.