Diesseits von Gut und Böse: Methodischer Wahnsinn

Nr. 47 –

An dieser Stelle sollte eigentlich etwas Seriöses stehen. Aber nachdem die SVP-Fraktion im St. Galler Kantonsrat am Dienstag vorschlug, das Pferdeentwurmungsmittel Ivermectin zu Prophylaxe und Behandlung von Covid 19 einzusetzen, habe ich mich kurzfristig selbst von der Forderung nach einem respektvollen Dialog entbunden. Oder – Achtung, Triggerwarnung! – um es in Worten zu sagen, für die kürzlich die Berliner «Tatort»-Kommissarin getadelt wurde: Da lach ich mir ja ein zweites Loch in den Arsch!

Für diese Wiederholung bitte ich wiederum Sie, liebe Leser:innen, um Entschuldigung! Aber angesichts dessen, dass Teile dieser Partei nicht mehr nur noch sehr wenige Tassen im Schrank haben, sondern auch kaum noch Nadeln am Baum, geschweige denn Kerzen auf der Torte, finde ich das noch harmlos.

Weniger harmlos finde ich, dass jene Vertreter:innen dieser Partei, aber auch andere «Bürgerliche», die von sich behaupten, noch über eine Restvernunft zu verfügen, den komplett Durchgeknallten nicht in den Arm oder wenigstens ins Wort fallen.

Stattdessen darf sich eine SVP-Politikerin aus Aarburg in der «Arena» als «Tabubrecherin» inszenieren, indem sie im Tonfall einer genervten Primarlehrerin trötet: «Man muss es jetzt eben schon mal sagen: Es ist einfach ein politisches Tabu – Corona ist vor allem eine schwere Erkrankung bei den älteren Leuten. 97 Prozent der Todesfälle sind über sechzig Jahre!» Klar – wenn wir unter denen jetzt noch prophylaktisch Ivermectin verteilen, können wir uns die nächste AHV-Revision sparen.

Auf Twitter kursierte vor der letzten Demo in Wien die Warnung: «Hohe Stiefel anziehen!» – die Stadt habe Mitarbeiter unter den Kanaldeckeln versteckt, die die Demonstrierenden in die Waden zu impfen versuchten. Das stammt jetzt sicher nicht von der SVP, aber warten Sie nur mal ab!