Im Affekt: Berghain 1, Musk 0

Nr. 14 –

Was Elon Musk so lächerlich macht: dass er verzweifelt cool sein will. Am Sonntag in den frühen Morgenstunden schrieb er auf Twitter, er habe sich geweigert, den Berliner Technoclub Berghain zu betreten, weil dort seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine das Wort «Peace» an der Fassade prange. Gerade erst dieser Tweet aber legte die lustige Vorstellung nahe, dass der reichste Mann der Welt an der berüchtigten Tür des kultisch verehrten Clubs abgewiesen wurde – und dann wütend sein Smartphone zückte, um online den Starken zu markieren. Klarer Sieg fürs «Berghain», dessen Mythos vom abgewiesenen Musk mehr profitiert als von jedem noch so illustren VIP-Gast. Und klarer Sieg für uns: Schon cool, wenn man als Normaloheterodude mal dort reingekommen ist, dieser Typ aber nicht, trotz 300 Milliarden Dollar auf dem Konto!

Man kann sichs gut einrichten in dieser Coolness. Man könnte aber auch mal zum Fenster rausschauen und die Tesla Model 3 zählen. Ein unglaublich hässliches Gefährt, die Schweizer:innen allerdings lieben es noch mehr als die stiere Perfektion namens Skoda Octavia. Man könnte auch die nächste News lesen: Musk kaufte eben erst knapp zehn Prozent von Twitter, für geschätzte 3 Milliarden Dollar, um gleich mal eine Umfrage («Do you want an edit button?») zu machen, als wäre er schon «in charge».

Und man könnte sich fragen, wieso er das tut. Die Logik von Musks Reichtum ist die der Finanzspekulation: Akkumulation durch die Steuerung von Erwartungen. Das uneingeschränkte Recht dazu nennt er in gut rechtslibertärer Manier «free speech». Und die übt er eben auf Twitter aus, wo er schon Kanadas Premier Justin Trudeau mit Hitler verglich und Coronamassnahmen als «faschistisch» bezeichnete.

Wenn man in einem Hippie-Drogenresort in Thailand einen Dude trifft, der in den USA seinen Anwaltsjob und seinen Offroader zurückgelassen hat und die Biografie von Elon Musk total inspirierend findet, kann man natürlich darüber lachen, wie unglaublich uncool der ist. Die Wahrheit aber ist: Die Methode zieht.

Dafür kam Musk in Berlin beim freizügigen «Kitkat» rein: Mit Fetischen kennt sich der Raketenmann ja aus.