Im Affekt: Der Feind in meinem Keller

Nr. 21 –

Der kürzeste Witz über die Schweiz geht so: Fragt einer: «Wo ist eigentlich mein Luftschutzkeller?» Antwortet die Behörde: «Es kommt auf den Kanton an, ob die Frage beantwortet werden kann oder nicht.» Dank Recherchen von Radio SRF wissen wir jetzt, dass diese kantonal komplex geregelte Frage der Schutzräume die Schweizerinnen und Schweizer stark umtreibt. Seit der russischen Invasion in die Ukraine «laufen die Drähte heiss», berichtet der Reporter. Und Paul Winiker, Luzerner Justiz- und Sicherheitsdirektor und Präsident der Regierungskonferenz Militär, Zivilschutz und Feuerwehr, doppelt helvetisch verschwommen nach: «Da sind wir echt fast ein bisschen überfordert gewesen mit der Anzahl und den vielen Fragen.»

Die Breaking News der Recherche weisen nochmals tief in die verknotete Seele des Landes: Es gibt nun Bestrebungen, die Sache mit den Schutzräumen zu vereinheitlichen. Das Ziel wäre, schon vor dem «Ereignisfall» allen Bewohner:innen des Landes mitzuteilen, wo sich im «Ereignisfall» ihr behördlich zugesicherter Zufluchtsort befindet. Klingt vernünftig, könnte aber schwierig werden. Denn in manchen Kantonen wird diese «Zuweisungsplanung» absichtlich geheim gehalten.

Bewusst nicht vorab informiert wird etwa im Kanton Solothurn. Oberst Diego Ochsner, Leiter des Amts für Militär und Bevölkerungsschutz, erklärt Radio SRF, warum nicht: Vielen würde die Zuteilung nicht passen, weil sie mit Leuten in einen Keller müssten, die ihnen «nicht sympathisch» wären. Da würden wohl wieder die Drähte heisslaufen. Besser im «Ereignisfall» die Erzfeind:innen direktament in die gemeinsamen paar Kubikmeter Betonzelle einweisen, von wo sie dann auch nicht mehr auf dem Amt anrufen und reklamieren können.

Es könnte also noch etwas dauern mit der anvisierten einheitlichen Broschüre für alle Haushalte. Unterdessen sind sich die Schweizer Einfamilienhausbesitzer:innen selbst am nächsten und kaufen fleissig Trocken-WCs, Holzpritschen und Dosenbrot ein. Bedrohungslage ungewiss.

Die Deutschschweiz, ein einig Volk von Preppern – für einmal nicht streng nach Kantonen geregelt.