#digi: Bleibt das Bargeld?

Nr. 22 –

«Zahlen wir 2035 noch mit Notengeld?» Eine von zwanzig Fragen, die der Bundesrat in seinem Zukunftsbericht «Schweiz 2035» beantwortet haben wollte. Jeannie Schneider vom Dezentrum – ein «Think & Do Tank für Digitalisierung und Gesellschaft» – liefert eine Antwort, eine zweite kommt von Stefan Scheidegger von der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften.

Schneider beantwortet die Frage mit einem Jein. Sie schildert einen Tag im Jahr 2035, an dem die Schweiz als letztes Land Europas bekannt gibt, dass auch sie sich endgültig vom Bargeld verabschieden wird. Inzwischen ist das abgelegenste Tal mit Glasfaserkabeln erschlossen, weshalb es möglich ist, überall störungsfrei bargeldlos zu zahlen. «Tatsächlich kann die Schweiz als late mover vom Erkenntnistransfer von anderen Ländern profitieren und so verhindern, dass es zu Pannen wie zum Beispiel in München 2029 kommt, als der Stromausfall den gesamten bargeldlosen Zahlungsverkehr lahmlegte», schreibt Schneider. Da bricht ihr Szenario leider ab, man erfährt nicht, wie das Problem gelöst wurde: Wie wird bezahlt, wenn kein Strom da ist?

Stefan Scheidegger von der Akademie der Technischen Wissenschaften startet an diesem Punkt, nur von hinten aufgerollt: «Es ist wahrscheinlich, dass Kredite und Schecks älter sind als Münzen und Letztere erstmals eingeführt wurden, um Soldaten zu bezahlen.» Das Bargeld als Kind des Krieges, weil es auch im Ausnahmezustand funktioniert. Vordergründig scheint die Welt zwar bargeldlos zu werden. Deswegen verschwindet das Bargeld aber nicht: «Seit der Wirtschaftskrise von 2008 kommt dem Bargeld eine verstärkte Funktion als Wertaufbewahrungsmittel zu.» Heute ist auch mehr Bargeld im Umlauf als noch vor vierzig Jahren. Bargeld werde bleiben, konstatiert Scheidegger, weil es «über Eigenschaften verfügt, die anderen Zahlungsmitteln nicht zukommen».

Im Bericht «Schweiz 2035» geht es neben Geld und Digitalisierung auch um Arbeit, Einkommen, Verkehr oder Gentechnik. Vierzig Thinktanks liefern die unterschiedlichsten Antworten. Der Bundesrat nimmt dazu selber nicht Stellung, will den Bericht aber in die nächste Legislaturplanung einfliessen lassen.

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