Leser:innenbriefe

Nr. 22 –

Verhindert uns nicht!

«Durch den Monat mit Nathalie Anderegg», WOZ Nr. 18/2022 – 21/2022

Das Monatsinterview mit Nathalie Anderegg hat mich sehr angesprochen, da ich selber betroffen bin. Meine Diagnose heisst «bipolar», früher «manisch-depressiv». Einen Aspekt finde ich besonders wichtig: Man sollte die Betroffenen nicht behindern.

Ich hatte das Glück, offen über meine Diagnose mit den Eltern, der Schulkommission und der Leitung der Schule, wo ich als Sekundarlehrerin unterrichtete, sprechen zu können. Trotz eines unmöglichen Psychiaters (Professor), der ohne mein Wissen dem Schulleiter Auskunft gab, und eines SVP-Schulkommissionspräsidenten, der mich loshaben wollte, konnte ich nach einem Waldau-Aufenthalt weiterhin an der Schule unterrichten – dank des unterstützenden Psychologen, des Schulinspektors, der nach einem Schulbesuch meinen Unterricht als sehr gut beurteilte, und verständnisvoller Eltern, die sich in einer von mir initiierten Umfrage zu meinen Gunsten aussprachen.

Unmöglich benahm sich der Psychiater. Er liess mich ohne mein Wissen in der Apotheke sperren; das heisst, als ich einen neuerlichen manischen Schub kommen spürte, musste ich auf einen Termin bei ihm (in der Klinik!) warten. Wer das Klima, das in einer psychiatrischen Klinik herrscht, kennt und mal im fürsorgerischen Freiheitsentzug eingeliefert wurde, samt Angeschnalltwerden am Bett und Herunterspritzen mit Medikamenten, kann ermessen, wie «beruhigend» das Gespräch in der Klinik war.

Später konnte ich zu meinem grossen Glück zu einem ausgezeichneten systemischen Psychiater wechseln, hatte ein Notfallrezept für ein Jahr zu Hause und konnte so auch vor dem Termin mit der Medikamenteneinnahme beginnen.

Dank all der emanzipierten, empathischen Personen (an der Schule hatte ich eine «Gotte» und einen «Götti», die mir sagen konnten, wenn sie mich nicht mehr als «normal» empfanden), aber vor allem auch dank der Unterstützung meiner durch die Krankheit schwer belasteten Familie, vor allem meines Mannes, konnte ich bis zur Pensionierung erfolgreich unterrichten. (Damit wurde auch der IV eine Unterstützung erspart!)

Den Aspekt «Verhindert uns nicht» möchte ich darum noch einmal unterstreichen.

X. Y. (Name der Redaktion bekannt)

Wenn Kyjiw, dann Moskwa?

Mir ist aufgefallen, dass die WOZ neuerdings statt Kiew Kyjiw schreibt. Handelt es sich hierbei um eine andere Stadt, oder soll das so eine Art Solidaritätsbekundung sein? Ich möchte doch gerne auf etwas Konsequenz pochen, dann heisst es bitte auch Moskwa statt Moskau und Kölle statt Köln.

Freundliche Grüsse
Bruno Schmidt, per E-Mail

Nichts gelernt

«Es ist der Wille Seiner Majestät, dass alles mit Feuer und Schwert ausgetilgt werde. Brennt Edinburgh nieder und macht es der Erde gleich, sobald ihr alles, was ihr könnt, daraus geholt und geplündert habt … plündert Holyrood und so viele Städte und Dörfer um Edinburgh, als ihr vermögt, plündert und verbrennt und unterwerft Leith und alle anderen Städte, rottet Männer, Frauen und Kinder ohne Schonung aus, wo immer Widerstand geleistet wird.»

So zitiert Stefan Zweig in «Maria Stuart» Heinrich VIII. (1491–1547). Es stehe uns frei, die Namen der schottischen Ortschaften durch jene anderer Weltgegenden zu ersetzen und/oder die Handlung in ein Jahrhundert nach freier Wahl zu transferieren, beispielsweise in das aktuelle. (PS: Die Erstausgabe erwähnter Maria-Stuart-Biografie erschien 1935.)

Benno Gämperle, Urnäsch AR

Falsch ausgeschrieben

«Leser:innenbriefe: Diskursive Gewalt», WOZ Nr. 21/2022

Ein Hinweis beziehungsweise Korrigenda: Anag (wie ich geschrieben hatte) bedeutet nicht Ausländer- und Integrationsgesetz (wie Sie geschrieben haben), sondern ist ein Akronym für das «Bundesgesetz über Aufenthalt und Niederlassung der Ausländer».

Paola De Martin, Vereinspräsidentin Tesoro, per E-Mail