Im Affekt: Zombie am Genfersee

Nr. 24 –

Es ist gar nicht so einfach, an einem Ort wie diesem noch wie ein Zombie auszusehen. Es war 2018 am Hellfest, dem grössten Metalfestival Frankreichs, da trat in der glühenden Nachmittagssonne Johnny Depp auf die riesige Bühne. Hollywood Vampires hiess seine Band, aber man hätte es auch so gemerkt: Hier wurde etwas wiederbelebt, was längst tot ist, und ein bisschen eklig muss das halt aussehen. Es hatte sogar noch was, wie abgespannt und verwackelt Depp mit schmieriger Undercut-Frisur da versuchte, ausgerechnet Bowies «Heroes» zu treffen; abgehalfterte Männer, unter ihnen auch Alice Cooper, die rostige Coverversionen glorioser Rocksongs von damals spielen, wie Wiedergänger einer versunkenen Unterhaltungsindustrie.

Allerdings, das ist halt auch ein Witz, der sich schnell abnützt. Und überhaupt, wie viel Humor trauen wir dem Montreux Jazz Festival zu?

Hier tritt Johnny Depp nämlich Mitte Juli auf, wie kürzlich bekannt wurde. Ein Konzertabend des Grauens für 145 Stutz: Depp als «very special guest» von Jeff Beck, noch so ein aufgebrauchter Gitarrenheld, dazu Van Morrison, der wegen seiner «querdenkerischen» Songs während der Pandemie immerhin mal noch im Gespräch war. Das Oberklassenfestival am Genfersee lässt ja gern Musiker:innen auftreten, die mit ihm zusammen gealtert sind, aber das hier übertrifft jede Fantasie einer schlaffen Dad-Rock-Party. Was kommt als Nächstes in Montreux, vielleicht Marilyn Manson im Duett mit Axl Rose? Oder Kid Rock mit Chris Brown?

Depp versucht nun offenbar, seinen rehabilitierten Ruf umgehend zu Geld zu machen, kurz nach der erfolgreichen Vernichtung seiner Exgattin Amber Heard in einem beispiellosen Schauprozess über ihre toxische Ehe. Noch eine Auferstehung also, längst als Farce, aber wie wir aus den entsprechenden Filmen wissen, wird nun keine weitere Schwundstufe mehr kommen, egal wie oft der Zombie zu Boden geprügelt wird.

Eines kann Depp uns nicht nehmen, bestätigt von einem Gericht in England: Johnny, you’re a wife beater.