Leser:innenbriefe

Nr. 31 –

Danke. Danke. Danke!

WOZ allgemein

Seit Wochen trage ich den Gedanken mit mir herum, Sie wissen zu lassen, wie sehr ich Ihre Zeitung schätze. Sie ist die einzige, die ich abonniert habe, und ausnahmslos jede Seite ist mein Geld wert.

Ihre Beiträge erweitern meinen Horizont ungemein, denn Sie berichten nicht nur breiter als jede andere Zeitung, sondern auch tiefer, sprich: Sie beleuchten Schauplätze, die von den Mainstreammedien entweder links liegen gelassen oder bloss oberflächlich gestreift werden. Und dies in einer Klarheit und Detailliertheit, die mich ungemein bereichern. Danke. Danke. Danke!

Ein grosses Dankeschön auch für die Schweizer Ausgabe von «Le Monde diplomatique», die monatlich beiliegt.

Mirjam Hoss, per E-Mail

Zeit für Reichtumssteuer!

«Lokalkommunismus», wobei Nr. 4/22

Danke für dieses «wobei». Sehr, sehr interessant und spannend. Es zeigt auf, wie es auch gehen kann. Davon können sich alle CH-Politiker:innen eine grosse Scheibe abschneiden. Einkommensbegrenzung für alle Politiker:innen! Aber eben, bei uns regieren die Wirtschaft und die Lobbyist:innen. Die Reichtumssteuer wäre dringend nötig! Leider ein Traum von mir.

PS: Die WOZ zeigt die Missstände immer auf, danke auch dafür.

Petra Hummel, per E-Mail

Recherchen brauchen Platz

Leser:innenbrief «Mehr für uns Junge, bitte!», WOZ Nr. 27/22

Zu den Wünschen und Vorschlägen der jungen Leserbriefschreiberin möchte ich gerne replizieren: Cartoons – sehr gute Idee! Porträts von jungen Künstler:innen und Politiker:innen – auch sehr gute Idee! Sudokus, einfache Kreuzworträtsel und Simple-Speech-Texte sollte die WOZ aber lieber «20 Minuten» et al. überlassen. Gut recherchierte Artikel brauchen einfach etwas mehr Platz als Infohäppchen!

Matthias Ebner, per E-Mail

So macht man Täter

«Justiz: Der Rassismus der anderen», WOZ Nr. 27/22

Der Bericht zeigt, wie Brian aus Sicht der Psychotraumatologie systematisch falsch behandelt wurde. Offenbar lag es nicht im Interesse seiner Betreuer, die Motive hinter seinem Verhalten zu ergründen. Das heute von allen Fachspezialist:innen verlangte Modell der Inklusion war den Zuständigen (mit wenigen Ausnahmen) offenbar unbekannt. Sie betrieben eine fortgesetzte Verachtung des zunehmend zum Täter definierten Jungen, legten den Fokus auf seine Gefährlichkeit – und dies in einer Zeit der Identitätsbildung. Somit machte Brian irgendwann mit dieser Definition ernst und befolgte die von aussen erfolgte charakterliche Festlegung. So macht man Täter.

Wer anhaltend durch «sozialpädagogische Massnahmen» von der Gruppenzugehörigkeit ausgegrenzt wird, kann nur eine psychische Spaltungsreaktion entwickeln, wenn er sich nicht gehorsam der amtlichen Gewalt beugen und gegen seine Bedürfnisse anpassen muss; Letzteres mit dem Verlust seiner Vitalität und depressiver Entwicklung. Brian ging den andern Weg, er wollte seine Vitalität behalten, veranlagungsgemäss verfügt er über starke Energie, die nicht pädagogisch unterdrückt werden kann.

Um trotzdem einen Weg in die Gesellschaft zu finden, wählte er für sich die Identität eines Kämpfers. In der Möglichkeit, in einer Kampfdisziplin Meister zu werden, sieht er eine Hoffnung auf ein integriertes Leben. Dass er dabei Gefängnispersonal bekämpfte, erlebte er möglicherweise als Übung, wenn auch seine Wut dabei ein Ventil fand. Die Gewalt gegen Gefängnismobiliar und Personal führten die Beamten als Beweis für seine Gefährlichkeit an. Dass in diesem jungen Mann ein schwer frustriertes Kind steckte, ein nicht integrierter, nicht wertgeschätzter Schwarzer, der unter diesen Ausgrenzungen schwer gelitten hat, kommt in den «Massnahmen» nirgends zum Ausdruck.

Wenn wir von «schwierigen Kindern» sprechen, beginnt bereits die Gefahr, sie schon durch diese Formulierung von anderen auszusondern und nur in einer einzigen Perspektive zu sehen. Es ist die Gefahr der Exklusion, die einem Kind den Weg in eine gute Zukunft schon früh verwehrt. Objektiv ist es nie zielführend, das Kind als alleinigen Verursacher der Probleme zu identifizieren. Was es braucht, ist echtes Beziehungserleben mit echten einfühlsamen und stabilen Erwachsenen, die Halt und Orientierung geben und über professionelle Führungsqualität verfügen.

Werner A. Disler, Psychotherapeut, per E-Mail