Diesseits von Gut und Böse: Ende Lagerfeuer!

Nr. 47 –

Um zu denen zu gehören, die im Bademantel aufs Sofa gekuschelt zwischen Papa und Mama «Wetten, dass..?» geschaut haben, bin ich zu alt, und Kinder habe ich keine. Aber wer – wie ich – eine Schwäche für Klatsch und Tratsch hat, konnte sich in den 1990ern auch als Erwachsene über Machosprüche und getätschelte Frauenknie amüsieren.

Jetzt hat das ZDF die Samstagabendkiste zum zweiten Mal aus dem Grab gezerrt, und es tat ihr nicht gut. Selbst die Tatsache, dass ich das Spektakel phasenweise im Schnelldurchlauf schaute, täuschte nicht darüber hinweg: Es war langweilig. Und ein bisschen peinlich. Wie auf einer Einladung beim geschwätzigen Onkel mühte man sich auf dem weissen Sofa redlich um Small Talk, doch Stimmung kam keine auf.

Das kann ich allerdings nicht nur Thomas Gottschalk anlasten, auch wenn der 72-Jährige zeitweilig wirkte, als hätte er das Sendekonzept nicht mehr im Griff. Das auf Gottschalks Alter zurückzuführen, ist dennoch Ageismus, denn Komoderatorin Michelle Hunziker, grade mal zarte 45, nervte mindestens genauso mit ihrem aufgekratzten Muttiton. Entweder wies sie Gottschalk mit «Ach, Thomas!» in die Schranken, oder sie rief den Menschen im Saal und uns am TV zu, wie super und fantastisch doch alles sei, als sei das Publikum kognitiv eingeschränkt.

Es war schade. Ich mag nämlich Robbie Williams, und auf John Malkovich war ich gespannt. Doch um Letzteren grimassierend einen Wackelpudding essen zu sehen, muss ich nicht drei Stunden fernsehen.

Dafür, dass sich die Sendung letztendlich für eine engagierte Bevölkerungsgruppe doch noch gelohnt hat, sorgte der Wettgewinner, ein Aktivist der Bewegung «Lützerath Lebt»: Er nahm 50 000 Euro in sein bewegtes Dorf (vgl. «Das Dorf am Ende der Welt») mit.