Leser:innenbriefe

Visionäre Sicht
«Visionärer Klimaroman: ‹Was geht mich das an?›», WOZ Nr. 46/22
Zur Einordnung von «Présence de la mort» gehört auch Ramuz’ schon lange auf Deutsch erschienenes Werk «Und wenn die Sonne nicht wiederkäme». Beide zusammen gehören in die visionäre Sicht des Waadtländers.
Mürra Zabel, Autorin, per E-Mail
Wieder getan!
«Ruedi Widmer: Unten links», WOZ Nr. 47/22
In den letzten Wochen habe ich mehrmals gedacht, dass sich Ruedi Widmer nun nicht mehr übertreffen kann. Aber er hat es doch wieder getan!
Hans Rudolf Tschudi, Zofingen
Warten auf Godot
«Bruno Latour (1947–2022): Verführerische Netzwerke», WOZ Nr. 41/22, und «Leser:innenbriefe: Die Macht der Dinge», WOZ Nr. 44/22, und «Leser:innenbriefe: Technisches Handeln», WOZ Nr. 47/22
David Hunzikers eher unparteiische Einschätzung des Œuvres von Bruno Latour hat mir gefallen. Die darauffolgenden Leser:innenbriefe schienen mir zwar stilistisch unterschiedlich, aber inhaltlich vergleichbar. So war das Genie Latours: ein Triumph des Stils über den Inhalt. Dank ihm können aufstrebende Akademiker:innen sich avantgardistisch in Schale werfen, ohne ihre Gläubiger:innen zu stören. Hunziker hat recht: Ein Linkslatourianismus wird noch erwartet. Auf Godot wartet man weiterhin genauso.
Jeff Kochan, Tägerwilen TG
Kandidatin Herzog
«OECD-Mindeststeuer: Herzogs Überholmanöver», WOZ Nr. 47/22
Die Chancen stehen gut, dass die FDP am 7. Dezember mit Eva Herzog einen dritten Sitz im Bundesrat erobert. Und der christliche Bauernpräsident Markus Ritter, den man etwa im Zusammenhang mit der Konzernverantwortungsinitiative als gänzlich skrupelfreien Taktierer kennengelernt hat, überrascht auf dem Hintergrund dieser SP-Frauenkandidatur plötzlich als hehre Lichtgestalt. Arme Sozialdemokratie.
Peter Egloff, Zürich
Fähige Frau beschimpft
Dieser Artikel verrät vor allem eines – dass Ihre Zeitung in Zürich geschrieben wird! Es gibt Kantone, welche quasi ein Abonnement auf Bundesratssitze haben, Zürich und Bern gehören zu diesem «Klub». Und dann gibt es andere, welche kaum je zum Zuge kommen. Jetzt hat Basel-Stadt, das Zentrum des zweitgrössten Wirtschaftsraums der Schweiz, zum ersten Mal seit dem grossen Hans-Peter Tschudi wieder eine realistische Chance, in der Landesregierung ein Wörtchen mitreden zu dürfen, aber schon schreiben sich Leute aus dem eigenen politischen Lager die Finger wund, um die Kandidatin Eva Herzog zu verhindern. Diese Frau hat als Basler Regierungsrätin einen hervorragenden Job gemacht, sie wurde jeweils mit Glanzresultaten in diesem Amt bestätigt, auch die Wahl in den Ständerat schaffte sie mit klarem Abstand zur Konkurrenz.
Am Rheinknie erwartet man von ihr, dass sie die Interessen des Stadtkantons in Bern vertritt, und das tut sie jetzt eben auch! Ob es einem passt oder nicht: Die chemische Industrie trägt sehr stark zum Wohlstand der ganzen Region Nordwestschweiz und auch der angrenzenden französischen und deutschen Gebiete bei, auch linke und grüne Kreise haben das dort schon längst begriffen! Logisch, dass sich Frau Herzog dafür starkmacht, möglichst viele der zu erwartenden zusätzlichen Steuereinnahmen dorthin zu lenken, wo sie erwirtschaftet werden! «Subsidiaritätsprinzip» nennt sich das ja bekanntlich! Doch jetzt wird diese fähige, tüchtige Frau also in der WOZ als «linke Abweichlerin» beschimpft, und über all dem prangt ein Bild von ihr, auf dem sie aussieht, als sei sie die böse Königin aus «Schneewittchen». Man merkt die Absicht und ist verstimmt. Und «Abweichlerin» ist in einer freien, demokratischen Gesellschaft sowieso ein No-Go! Es suggeriert nämlich, dass irgendwo weit oben eine Linie vorgegeben wird, der alle blind folgen müssen. Noch sind wir zum Glück nicht so weit …
Felix Buchmann, Bättwil
Neue Zauberformel
«Bundesrat: Ein Ticket ohne Namen», WOZ Nr. 45/22
Als neue Zauberformel für die Zusammensetzung des Bundesrates empfehle ich, dem Zeitgeist entsprechend: 1 Axpo, 1 Credit Suisse, 1 Fifa, 1 Nestlé, 1 Novartis, 1 Migros, 1 Spitex. Spitex deshalb, weil die Belastung der Parlamentarier immer mehr zunimmt.
Richard Knecht, Glarus