Was weiter geschah: Chefärztin entlassen
Den Anfang machte im Dezember 2021 die Ausstrahlung einer SRF-Dokumentation zur sogenannten Satanic Panic in der Schweiz. Im Februar kam dann eine WOZ-Recherche zum Schluss: Der Glaube an global vernetzte satanistische Kulte, die Kinder missbrauchen und mittels «mind control» programmieren, ist keinesfalls ein evangelikales Randphänomen – die Verschwörungstheorie wird vielmehr von renommierten Fachleuten aus der Psychotraumatologie vertreten. Allen voran in der Privatklinik Clienia Littenheid, deren Oberarzt Matthias Kollmann im SRF-Film auftrat.
Eine Untersuchung, die der Kanton Thurgau aufgrund der Medienberichterstattung in Auftrag gegeben hatte, belastet die Clienia Littenheid nun schwer. Der Bericht stellt fest, dass die Verschwörungstheorie systematisch in die Traumastationen der Klinik Eingang fand. Vor allem einer der Ärzte habe «ein besonderes Interesse am Thema entwickelt und die Kultur der beiden Traumastationen beeinflusst». Die Ideologie sei «in weite Teile der Behandlungen eingeflossen». In den vergangenen Jahren fanden in der Klinik zudem mehrere einschlägige Weiterbildungen statt.
Der Kanton Thurgau hat nun aufsichtsrechtliche Massnahmen beschlossen: So soll die Klinik ihre Patient:innenakten auf den Einfluss der Verschwörungsideologie untersuchen. Der Kanton hat zudem einem Arzt die Berufsausübungsbewilligung entzogen, einen disziplinarischen Verweis und Bussen ausgesprochen. Auch wurden diverse Strafanzeigen eingereicht. Die Clienia Littenheid hat derweil ihre Chefärztin entlassen.
Nachtrag zum Artikel «Der Teufel im Therapiezimmer» in WOZ Nr. 8/22.